St. Johannis

Die Geschichte des mächtigen Mainzer Bistums beginnt nicht etwa am benachbarten prunkvollen Dom zu Mainz, sondern genau hier an der Kirche St. Johannis. Ihre schlichte und einfache Bauweise lässt nicht vermuten, dass diese Kirche die älteste nördlich der Alpen ist. Bei archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 2015 und 2016 kam heraus, dass hier bereits 368 ein Kirchenbau stand. Da noch immer Ausgrabungen stattfinden (Stand 2019), ist von weiteren überraschenden Erkenntnissen auszugehen. Durch die Ausgrabungen kam man zum Entschluss, dass der Kirchenbau mit der frühsten Gründung des Mainzer Bistums zusammenhängt. Im Jahr 346 soll der Bischof Martinus das Bistum gegründet haben. Bisher gibt es keine schriftlichen Belege dieser Gründung. Laut geschichtlicher Zeugnisse wurde das Mainzer Bistum erst deutlich später durch den Bischof Bonifatius im 8. Jahrhundert begründet. Die Grundmauern der heutigen Kirche stammen aus dem Jahr 660. Damals war es die wichtigste Kirche des Bistums. Daher nennt man die Kirche St. Johannis auch den Alten Dom. Seit dieser Zeit wurde die Kirche mehrfach umgebaut und erweitert, dennoch konnte sich der Bau sein karolingisches Erscheinungsbild bewahren. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche fast vollständig zerstört und nach alten Plänen wiedererrichtet. Die Frage nach der ältesten Kirche in Deutschland kommt seit Jahren immer wieder auf. Immer wieder gibt es neue Funde, woraufhin eine Stadt dann verkündet, sie hätte die älteste christliche Kirche gefunden. Dabei wird jedoch oftmals verkannt, dass die Anfänge des Christentums keinesfalls im Frühmittelalter liegen, sondern bereits in der Antike gelegt wurden. Daher gibt es auch keinen Zeitpunkt X, ab dem man sagen kann, nun war die römische Mythologie beendet und alle glaubten an den „neuen“ Gott. Stattdessen waren der Übergang und die Ausbreitung des Christentums in Europa ein schleichender Prozess. Um 100 n. Chr. entwickelten sich erste kleine christliche Gemeinden, die über das ganze Römische Reich verteilt waren. Im Jahr 391 wurde dann das Christentum sogar Römische Staatsreligion, auch wenn sich das Reich zu diesem Zeitpunkt bereits im Zusammenbruch befand. Nachdem das Christentum im Römischen Reich Staatsreligion geworden war, entstanden besonders im Mittelmeerraum neue Kirchen. Im Bereich des heutigen Deutschlands wurden die ersten Kirchen aus Kostengründen wahrscheinlich aus Holz gebaut. Dadurch ist es heute sehr schwer, die Spuren dieser frühsten Kirchen zu finden, zumal am damaligen Standort heute massive Kirchengebäude stehen. Da verrottendes Holz sehr schwer nachzuweisen ist und im Boden kaum Spuren hinterlässt, wird der Nachweis der ältesten Kirche auf deutschem Boden wohl für immer unbeantwortet bleiben.