Scharfrichtergasse
Die genaue Geschichte der Scharfrichtergasse
ist bis heute nicht geklärt. Im Mittelalter gab es
die Gasse in ihrer heutigen Form jedoch noch
nicht. Im Kreuzungsbereich mit der Jägerstraße
stieß man bei archäologischen Ausgrabungen
auf Gebäudefundamente. Bisher ist nicht
geklärt, was für ein Gebäude hier stand. Auch
der Name „Scharfrichtergasse“ taucht erst in
der Neuzeit auf.
Gesichert ist hingegen, dass an dieser Stelle
bereits im Mittelalter das Scharfrichterhaus
stand. Dort wohnte der Scharfrichter. Der
Scharfrichter war im Mittelalter derjenige, der
die Gerichtsurteile, die der Stadtrat gesprochen
hatte, umsetzte. Damals wurden die Urteile
aufgrund der abschreckenden Wirkung in der
Öffentlichkeit vollstreckt. Der Beruf des
Scharfrichters galt schon damals als ehrlos,
daher wurde der Scharfrichter von der
Bevölkerung gemieden. Das heutige Gebäude
wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg
errichtet. Sein heutiges Aussehen bekam es
erst im 19. Jahrhundert.
Direkt neben dem Scharfrichterhaus steht die
Martinskirche. Bis ins 18. Jahrhundert stand in
diesem Bereich die Ratsziegelei. Hier wurden
die Ziegel zum Bau der Gebäude gebrannt,
beispielsweise für das erste Rathaus. Wie diese
Ratsziegelei ausgesehen hat, ist bis heute
unbekannt. 1853 wurde das Areal einer
altlutherischen Gemeinde überlassen. Die
kleine, im Jahre 1854 geweihte Kirche ist im
Stil der Neogotik errichtet und wird durch eine
schlichte Innenausstattung geprägt.