Bergkirche St. Marien
Die Dynamik und der wirtschaftliche Aufstieg
Annabergs ist aus heutiger Sicht kaum mehr
vorstellbar. Das Berggeschrey führte innerhalb
kürzester Zeit zu einer beeindruckenden
Bevölkerungsexplosion und zu unvorstellbarem
Reichtum der Silberbergwerksbesitzer. Im Jahr
1496 gegründet, überflügelte die
Silberproduktion bereits 1497 das weiter
westlich gelegene Schneeberg. Dort war schon
seit dem Jahr 1470 Silber abgebaut worden.
Im Jahr 1500 hatte sich die Silberproduktion in
Annaberg versechsfacht, damals lebten bereits
um die 4000 Bürger in der Stadt. Allein in den
Jahren 1496-1500 nahm der Stadtherr und
Gründer Georg der Bärtige (*1471,
1539) fast
125.000 Gulden an Abgaben (Münzregal und
Bergzehnt) ein. Der Jahreslohn eines
Bergmanns war damals etwa 20 Gulden. Damit
war die Gründung Annabergs sicherlich eine der
lukrativsten des Herzogs.
Die Bergkirche St. Marien ist eng mit der
Bergbaugeschichte Annabergs verbunden. Sie
ist die einzige bis heute bestehende
bergmännische Kirche Sachsens und wurde von
den Bergmännern finanziert. Man geht
inzwischen jedoch davon aus, dass auch Georg
der Bärtige etwas zum Bau zusteuerte. Er
persönlich legte 1502 den Grundstein für den
Bau der Kirche. Damit wollte er sein Interesse
und seine Unterstützung des Bergbaus in
Annaberg zeigen, denn er verdiente ja mit den
Bergleuten sehr gutes Geld. Die Kirche wurde
1511 geweiht. Durch Stadtbrände wurde die
Bergkirche St. Marien mehrfach zerstört. Der
heutige Bau stammt aus dem frühen 18.
Jahrhundert.
Die Bergkirche war ausschließlich den
Bergleuten vorbehalten, die hier zusammen mit
ihren Familien Gottesdienste feierten und Gott
für Schutz und Sold dankten. In den
Gottesdiensten nutzte man die typische
bergmännische Sprache.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert war die
Gesellschaft tief gläubig und jeder ging
mindestens einmal die Woche in die Kirche, um
zu beten, aber auch um mit Nachbarn und
Freunden ins Gespräch zu kommen. Die
damalige Arbeit unter Tage in den Bergwerken
war sehr gefährlich und ein Knochenjob. Nicht
wenige verloren unter Tage ihr Leben oder
wurden fürs Leben gezeichnet. Daher feierten
die Bergmänner Gottesdienste, um für ihr
Leben zu danken.
Ansicht der Bergkirche St. Marien
Bildquelle: Tilman2007
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Annaberg,_Bergkiche_St.
_Marien-20160407-002.jpg),
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode
Hier ein paar Begriffe aus der
Bergmannssprache
Abkehren
Entlassen eines Bergmanns
Abortkübel
Bergmannsklo
Arschleder
Gesäßschutz des Bergmanns
insbesondere, wenn er „auf dem Leder
einfährt“ (über einen Schacht in den Berg
rutscht)
Bello
20-kg-Vorschlaghammer
Wetter
Gesamtheit aller Gase im Bergwerk
demnach:
Böse Wetter
für den Menschen schädliche Gasgemische
Matte Wetter
verdorbene bzw. verbrauchte Atemluft mit
einem zu geringen Anteil an Sauerstoff
Frosch
Öllampe
Huthaus
Zentrales Verwaltungsgebäude eines Bergwerks
mit Materiallager, Werkstatt und Wohnung des
Hutmannes (Grubenaufseher)
Katze
An der Decke hängendes, motorbetriebenes
Transportsystem