Wasserwerk am Roten Tor
Das Wasserwerk am Roten Tor ist das älteste
Wasserwerk in Deutschland und diente über
450 Jahre der Wasserversorgung der
Augsburger Altstadt. Bereits 1412 wurde der
erste Wasserturm in Betrieb genommen, um
Wasser zu den Brunnen der Stadt zu leiten.
Weil große Teile der Altstadt hoch über dem
Lechtal liegen und damit vor Hochwasser
geschützt waren, war seit jeher die Versorgung
Augsburgs mit Wasser ein Problem. Die zuvor
genutzten, sehr tiefen Brunnen und
Regenwasserzisternen waren nicht ausreichend,
um die damals rasch wachsende Bevölkerung
Augsburgs mit Wasser zu versorgen.
Weil dieser erste Wasserturm bei weitem nicht
ausreichte, entstand im Jahr 1416 das Wasser-
werk am Roten Turm. Mit seiner Fertigstellung
war es das größte und beeindruckendste
Wasserbauwerk der damaligen Zeit. Früher
wurden solche Bauwerke als Wasserkunst
bezeichnet. In den darauffolgenden
Jahrhunderten kamen immer wieder Gelehrte
aus ganz Europa, um sich das Bauwerk und
seine Funktion anzusehen.
Das Wasserwerk am Roten Turm besteht aus
drei Wassertürmen, dem Großen Wasserturm,
dem kleinen Wasserturm und dem Kastenturm.
Alle drei Türme sind bis heute erhalten.
Zusätzlich gab es zwei Brunnenwärter-
häuschen, in denen der Brunnenmeister seine
Dienstwohnung hatte. Ihm oblag die Aufsicht
über die Wasserkunst und er kümmerte sich
um den reibungslosen Betrieb der Anlagen. Das
Wasser für die Wasserkunst kam aus dem
Auwald des Lechs südlich von Augsburg und
wurde über ein Aquädukt über den Stadtgraben
geleitet – auch dieses ist bis heute erhalten.
Augsburgs historische Wasserwirtschaft gilt als
beeindruckendes Zeugnis der Geschichte der
Wassernutzung und der Wasserwirtschaft. „Das
Augsburger Wassermanagement-System“
umfasst 22 historische Anlagen zur
Fließgewässernutzung und zur
Trinkwasserversorgung aus dem 15. bis frühen
20. Jahrhundert, die 2019 zum UNESCO-
Welterbe erklärt wurden.