St. Ulrich und St. Afra

Die Kirche St. Ulrich und St. Afra zählt geschichtlich betrachtet zu den bedeutendsten Kirchen im süddeutschen Raum. Unter der Kirche liegt das Grab der hl. Afra von Augsburg (†304). Sie ist eine frühchristliche Märtyrerin, die auf einer Lechinsel nahe Augsburg durch die Römer hingerichtet wurde. Als Schutzpatronin der Stadt Augsburg wird sie bis heute verehrt. Seit dem 6. Jahrhundert ist die Verehrung der hl. Afra an dieser Stelle belegt. Es ist unbekannt, ob hier bereits damals eine Kapelle stand – manche Quellen weisen darauf hin. Nachgewiesen ist an dieser Stelle nahe der römischen Via Claudia Augusta ein frühchristliches Gräberfeld, dass schon zu Zeiten der hl. Afra genutzt wurde. Wie bereits bei Station 12 erwähnt, wurde aus dem Kollegiatstift ein Benediktinerkloster. Jahrhundertelang war das Kloster eine bedeutende Institution im mittelalterlichen Augsburg. Im Jahr 1577 wurde das Kloster sogar zur Reichsabtei und war von da an nur noch dem deutschen Kaiser unterstellt. Es war nicht nur eine große Klosteranlage mit reger Wallfahrtstätigkeit, sondern es war auch ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb im mittelalterlichen und neuzeitlichen Augsburg. Zwischenzeitlich gehörten dem Stift mehr als 300 Siedlungen rund um Augsburg. In den stiftseigenen Ländereien wurden große Mengen landwirtschaftlicher Produkte produziert, die dann auf den Märkten Augsburgs angeboten wurden. Dadurch wurde die Stadtbevölkerung immer unabhängiger von einer Eigenversorgung. Dies war eine der Grundvoraussetzungen für den rapiden Aufstieg der mittelalterlichen Städte zu großen Handelsmetropolen. Wenige Jahrhunderte zuvor wäre solch eine Entwicklung undenkbar gewesen, denn bis ins 10. Jahrhundert waren die Menschen zu großen Teilen noch Eigenversorger. Mit der Säkularisation wurde das Kloster aufgelöst und die Ländereien fielen an den Staat. Die Klosterkirche wurde zur heutigen Pfarrkirche, während die dahinterliegenden Klosteranlagen in den kommenden Jahrhunderten verfielen. Noch in den 1960er Jahren wurden die letzten Anlagen abgerissen. Die Klosterkirche St. Ulrich und St. Afra wurde im Zuge der Reformation in einem Bildersturm zu großen Teilen zerstört. Das Kircheninnere entstand in den Jahren 1604-1608. Weil die Kirche den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand, sind heute viele Kunstwerke in der Kirche erhalten.
Ansicht von St. Ulrich und St. Afra um 1627
Ansicht von St. Ulrich und St. Afra um 1521
Karte von Augsburg um 1550. Klicke auf die Kreise, um den Kartenausschnitt genauer zu betrachten.