Stiftsmühle
Im Jahr 1731 erteilte der damalige ostfriesische
Graf Georg Albrecht (*1690, †1734) gegen die
Zahlung von jährlich 50 Gulden die Erlaubnis an
dieser Stelle eine Mühle zu betreiben. Damals
war der Bereich noch unbebaut und lag vor den
Toren der Stadt.
Die erste errichtete Mühle war ein sogenannter
Grundsegler – oftmals wird dieser Mühlentyp
auch Erdholländer genannt. Erdholländer sind
Windmühlen, die ohne „Podest“ auf dem Boden
stehen, weshalb ihre Flügel typischerweise nur
einen Abstand zum Boden von weniger als
einen Meter aufweisen.
Im Jahr 1855 kaufte der Müller Hermann Knoop
die Getreidemühle. Zu dieser Zeit war die Stadt
deutlich gewachsen, sodass die Mühle nicht
mehr in Alleinlage vor den Stadttoren lag,
sondern inzwischen von Gebäuden umgeben
war. Diese Gebäude beeinflussten zunehmend
die Windströmungen für die Mühle, sodass der
Betrieb immer schwieriger wurde.
Also wurde die alte Mühle abgerissen und 1858
die heutige Mühle errichtet. Ein 17 Meter hoher
Unterbau aus 200.000 Ziegelsteinen sollte
dafür sorgen, unabhängiger von der
umliegenden Bebauung zu sein und den Wind
ideal nutzen zu können.
Eine umlaufende hölzerne Arbeitsbühne, die als
Balkon, Galerie oder Zwickstell bezeichnet wird,
ermöglichte es weiterhin, die Flügel, den Steert
und die Bremse zu bedienen. Solch eine Mühle
wird aufgrund der Galerie als Galerieholländer
bezeichnet.
Schon bald war es Hermann Knoop zu
anstrengend, in dieser großen Höhe den Steert
zu bedienen. Also baute er in die Mühle eine
sogenannte Windrose ein. Dadurch passte sich
die Windmühle automatisch der Windrichtung
an. Im Laufe des späten 19. Jahrhundert wurde
in immer ausgereiftere Technik investiert, um
weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Im Laufe
der 1920er Jahre arbeitete die Mühle jedoch
immer weniger wirtschaftlich. Im Jahr 1931
wurde die Mühle auf Abriss verkauft.
Glücklicherweise erwarb das Sethestift die
Mühle, rettete sie und gab der Mühle ihren
heutigen Namen.
Das Sethestift, offiziell „Sethe’sche Fräuleinstift
für unverheiratet gebliebene vaterlose Töchter“,
wurde vom Juristen und Geheimen Regierungsrat
Christian Sethe (*1778, †1864) und vor allem
von seiner Frau Charlotte (*1785, †1858)
begründet. Weil die beiden kinderlos starben,
errichteten sie mit ihrem Vermögen / Nachlass
diese Stiftung. Laut des Stiftungszweckes sollten
„nur Damen aus bestimmten, mit ihr verwandten
Familien der gehobenen gesellschaftlichen
Schichten Aurichs, nachrangig auch Ostfrieslands
und darüber hinaus, gefördert werden“
1
. Um ein
Gebäude für die Frauen der Stiftung zu haben,
wurde 1868 an der Stelle des heutigen
Rathauses ein großes Wohnhaus errichtet – es
wurde 1975 abgerissen.
1
https://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Sethe, abgerufen am 13.10.2024