Alter Hafen

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war die Stadt Aurich von einem Erdwall und Holzpalisaden geschützt, rund um die Stadt gab es einen wassergefüllten Graben. Im Laufe des späten 18. Jahrhunderts verlor der Wall als Schutzbauwerk an Bedeutung. Er war der langsam wachsenden Stadt zunehmend im Weg. Also wurden die Stadttore abgebrochen und große Teile des Walls eingeebnet. Am Ausgang der Hafenstraße – die damals natürlich noch nicht diesen Namen trug – stand das kleine Hakelwerkstor. Hakelwerk bezeichnet eine starke Palisadenanlage rund um Kleinstädte. Als Stadttor und Wallanlagen nicht mehr benötigt wurden, riss man sie an dieser Stelle komplett ab. An dieser Stelle entstand der Alte Hafen von Aurich – der „Oll Haven Auerk“. Schon nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es Bestrebungen, Aurich mit einem Kanal mit Emden zu verbinden, um damit die Wirtschaft in Aurich und in „Zentralostfriesland“ anzukurbeln. Im Jahr 1798 war es endlich so weit, der Hafen in Aurich wurde ausgehoben. Darüber hinaus wurde in den Jahren 1798/1799 ein Kanal nach Emden gegraben, das sogenannte Treckfahrtstief. Bis heute ist dieser Kanal erhalten, große Teile gingen im 1880–1888 gebauten Ems-Jade-Kanal auf. Ursprünglich plante man eine Verlängerung des Treckfahrtstiefs bis nach Wittmund – hierzu kam es jedoch nie. Die auf dem Kanal verkehrenden Schuiten (kleine Kähne) stammten aus den Niederlanden und wurden getreidelt, also von Land aus mit Seilen gezogen. Diese Aufgabe des Ziehens der Lastkähne wurde auch als Jagen oder Trecken bezeichnet. Daher gab es entlang des Treckfahrtstief einen gut ausgebauten Weg, der zunehmend als Verbindung zwischen Emden und Aurich an Bedeutung gewann. Lange wurde der Hafen jedoch nicht genutzt. Durch den Bahnanschluss und den Ausbau des Straßennetzes verlor das Treideln entlang der Treckfahrt immer mehr an Bedeutung. Im Jahr 1868 ging die Treckfahrtsgesellschaft pleite und stellte den Betrieb ein. Mit dem Bau des Ems- Jade-Kanals wurde ein neuer Hafen etwas außerhalb von Aurich errichtet. Mit der Zeit verlandete der Alte Hafen immer mehr, wurde kaum noch benutzt und schließlich Mitte der 1930er Jahre zugeschüttet. Heute erinnert nur noch das alte Hafenwärter- und Lagerhäuschen, hier Schuitenhäuschen oder Pingelhus genannt, an diese Zeit. Das Wort Pingel bedeutet so viel wie „Klingel, Glöckchen, kleine Schelle.
Pingelhus
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Lage des ehemaligen Hafenbeckens mit Pingelhus