reformierte Kirche

Mit der Reformation teilte sich die Grafschaft von Ostfriesland: der östliche Bereich der Grafschaft entwickelte sich zum lutherischen Glauben, während der westliche Bereich - vor allem Emden - durch die Nähe zu den Niederlanden unter dem Einfluss der reformierten Kirche stand. Diese Teilung wurde durch die Vertreibung reformierter Protestanten aus den Niederlanden und später der Hugenotten aus Frankreich noch deutlich verstärkt. Beide Gruppen fanden im Westen der Grafschaft und vor allem in Emden Zuflucht und wurden mit offenen Armen empfangen. Mit dieser konfessionellen Teilung gab es innerhalb der Grafschaft von Ostfriesland zunächst einen gewissen Zwist zwischen den reformierten und lutherischen Strömungen. Im Jahr 1599 wurde die Emder Konkordate beschlossen womit es in Ostfriesland zum Religionsfrieden kam, was im übrigen Heiligen Römischen Reich erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 erreicht wurde. Durch die Emder Konkordate wurde das reformierte neben dem lutherischen Bekenntnis in Ostfriesland als gleichberechtigt anerkannt. Mit der Reformation gab es in Aurich kaum reformierte Strömungen, das Grafenhaus und die Bürgerschaft nahmen den lutherischen Glauben an, der dann auch in der Lambertikirche gepredigt wurde (vgl. Station 3). Im Jahr 1685 kam es zu einer Verfolgung protestantischer Strömungen in Frankreich. Damals flohen etwa 50.000 Hugenotten nach Deutschland und fanden vor allem in Preußen, aber auch in anderen protestantischen Herrschaften, eine sichere Heimat. Dadurch zog es auch zahlreiche Glaubensflüchtlinge nach Aurich. Sie waren den reformierten Strömungen zugeordnet, sodass sich die reformierte Gemeinde in kurzer Zeit vergrößerte. Zunächst hielt die reformierte Gemeinde ihren Gottesdienst in wechselnden Privathäusern ab. Mit der Flucht von Hugenotten nach Aurich wurde die Gemeinde deutlich größer. Ein Gesuch um 1685, eine reformierte Kirche zu errichten, wurde jedoch von der Landesherrschaft untersagt. Erst über 50 Jahre später, im Jahr 1748 wurde es der reformierten Gemeinde erlaubt, das damals nicht mehr benötigte Obergeschoss der Wache am Schloss Aurich zu nutzten. Im Jahr 1811 kam es zu einem Großbrand, ausgelöst durch die Entzündung eines Pulverfasses. Durch schon bald einsetzenden Regen beschädigte der Brand glücklicherweise nur wenige Bauten, jedoch wird das Obergeschoss der Wache zerstört, sodass die reformierte Gemeinde ihre Räumlichkeiten verlor. Daraufhin wurde der Gemeinde erlaubt, eine eigene Kirche in der Kirchstraße zu errichten. 1814 wurde das bis heute erhaltene Kirchengebäude im klassizistischen Baustil fertiggestellt. Der Bau der Kirche kostete am Ende mehr als das Fünfzehnfache der ursprünglich veranschlagten Baukosten und hätte beinahe die Kirchengemeinde in den Ruin getrieben. Glücklicherweise kam es in der lutherischen und jüdischen Gemeinde zu größeren Spendenaktionen, sodass die Kirche doch noch vollendet werden konnte, ohne dass die reformierte Gemeinde pleiteging. Die von acht korinthischen Säulen getragene Kuppel ist außergewöhnlich. Es ist bis heute der einzige Zentralbau im Weser-Ems Gebiet.
Schon bald nach der Reformation bezeichnete man in Frankreich die Anhänger Calvins als Hugenotten. Dieser Name geht auf die französische "Verballhornung" des Wortes „Eidgenossen“ (hugenots) zurück. Der Name Eidgenossen kam daher, weil diese Reformationsbewegung ihren Ausgangspunkt in der Schweiz (Genf und Bern) hatte – und die Schweizer als Eidgenossen bezeichnet wurden.