Neuer Friedhof

Mit den Wirren der Reformation in Emden und dem Streit zwischen Lutherischen und Reformierten kam es im Jahr 1588 zu einem Eklat. In diesem Jahr sollte die älteste Tochter Margarethe (*1560, †1588) des damals regierenden Grafen Edzard II. (*1532, †1599) in Emden bestattet werden. Der damalige lutherische Hofprediger Heßhusius sollte die Predigt beim Begräbnis halten. Als er die Kanzel der (bereits reformierten) Kirche betreten wollte, wäre es beinahe zu einem Volksaufstand gekommen. Deshalb wurde die Beerdigung in aller Stille abgehalten und das Gefolge ging schnell nach Aurich zurück. Hier wurde dann auch die Leichenpredigt gehalten. Nach diesem Vorfall in Emden ernannte Graf Edzard II. die Lambertikirche in Aurich zur neuen gräflichen Begräbniskirche. So entstand unter der Kirche die gräfliche Gruft. Graf Edzard II. war der erste, der hier bestattet wurde. Seit der Stadtgründung lag rund um die Lambertikirche der städtische Friedhof. Nachdem Aurich im Jahr 1744 preußisch geworden war, wollte die neue Regierung unter anderem um 1802 den städtischen Friedhof aufgrund gesundheitlicher Bedenken vor die Tore der Stadt verlegen. Dies führte zu einem massiven Protest seitens der Bevölkerung. Eines der damals angeführten Argumente war unter anderem, dass es nicht sein könne, dass man nun so weit entfernt von seinen Ahnen bestattet werde. Vor etwas mehr als 250 Jahren spielte der Glaube noch eine viel größere Rolle. Vor allem in ländlichen Regionen war der Alltag der Bürger noch sehr stark durch die Kirche geprägt, Pfarrer waren wichtige Autoritätspersonen. Der Pietismus förderte einen emotionalen, persönlichen Glauben, besonders im Protestantismus. Auch wenn sich in Städten langsam eine Abkehr der Kirche abzeichnete, blieben die Bürger gerade im ländlichen Raum weiterhin tief religiös. Kirche und Tradition bestimmten weiterhin das Leben und das soziale Gefüge in den Dörfern und Kleinstädten. Schließlich konnten die Bedenken der Gemeinde beseitigt werden und es entstand vor den Toren der damaligen Stadt der „Neue Friedhof“. Im Jahr der Eröffnung des Friedhofes starb der Auricher Bürgermeister Tobias Hieronymus Tjaden (*1730, †1805) und wurde als erster auf dem Neuen Friedhof bestattet. Ein Jahr später wurde das klassizistische Torgebäude errichtet. Durch das Torgebäude gelangt man zum Mausoleum der ostfriesischen Grafen von Cirksena. Mit der Umlegung des Friedhofs wollte man auch die feuchte Gruft unter der Kirche räumen und ein würdiges Mausoleum schaffen. Das Mausoleum der Grafen von Cirksena in Aurich wurde nach mehreren kriegsbedingten Verzögerungen 1875 gebaut. Zuvor litten die Särge unter der Feuchtigkeit in der Gruft unter der Lambertikirche. Auch nach dem Umzug ins Mausoleum gab es Probleme mit Feuchtigkeit, was mehrfache Restaurierungen nötig machte. Heute befinden sich die Grabbeigaben im Museum.
Als Mausoleum wird ein großes Grabgebäude bezeichnet, in dem meist bedeutende Herrscher oder Persönlichkeiten bestattet wurden. Das Wort stammt aus Persien. Der persische König Mausolos starb im Jahre 353 v. Chr. und wurde in einem 50 Meter hohen und damit schon von weitem sichtbaren Grabmal in der Stadt Halikarnassos bestattet.