ehemalige Bullenhalle

Im Bereich des heutigen Kinos stand zwischen 1922 und 2017 die Landwirtschaftliche Auktionshalle, welche im Volksmund auch als Bullenhalle bezeichnet wurde. Hier fanden zwischen 1922 und etwa 1945 unter anderem die Viehauktionen statt. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 diente die Halle als Sammelstelle für die aus ihren Wohnungen vertriebenen jüdischen Bürger Aurichs. Hier wurden sie erniedrigt, gedemütigt und gequält. Darüber hinaus fanden Scheinerschießungen statt, um sie massiv einzuschüchtern. Erst am nächsten Tag wurden sie aus der Halle entlassen, wobei die jüdischen Männer dann auf dem Ellernfeld weiter erniedrigt wurden (vgl. Station 2). Im Kino gibt es eine Gedenkwand, welche an die Schrecken dieser Nacht erinnert. Auch Laura Hillman (geb. als Hannelore Wolff, *1923, †2020) war in dieser Novembernacht von 1938 in der Bullenhalle eingesperrt. Hier wurde die gerade einmal 15-jährige Zeugin dieser schrecklichen Verbrechen an den unschuldigen jüdischen Bürgern. Kurze Zeit später wurde Laura Hillmann mit ihrer Familie ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und erst Wochen später wieder entlassen. Im Jahr 1942 wurde ihr Vater von der Gestapo verhaftet und in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet. Im Mai 1942 wurde Laura mit ihrer Familie ins Ghetto Bełżyce deportiert, wo sie den Tod ihrer Mutter und ihres Bruders miterlebte. Später wurde sie in das Arbeitslager Budzyn und dann in das Konzentrationslager Płaszów verlegt. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Bernhard Hillman kennen, einen polnischen Kriegsgefangenen. Beide wurden auf Oskar Schindlers Liste gesetzt und überlebten so den Holocaust. Sie heirateten 1945 und emigrierten 1947 in die USA. In Kalifornien engagierte sich Laura Hillman als Zeitzeugin und Dozentin. Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen unter dem Titel "I will plant you a lilac tree" (2005), der das Versprechen ihres Mannes aufgriff, für sie einen Fliederbaum zu pflanzen. Hillman starb im Alter von 96 Jahren in Rossmoor, Kalifornien.
Der deutsche Industrielle Oskar Schindler rettete während des Holocaust über 1.200 Jüdinnen und Juden das Leben. Durch eine Liste mit Namen deklarierte er sie als unverzichtbare Arbeitskräfte und schützte sie so vor der Deportation. Im Jahr 1993 wurde seine Geschichte durch Steven Spielbergs Oscar-prämierten Film „Schindlers Liste“ weltweit bekannt. Sein Engagement steht bis heute als eindrucksvolles Symbol für Mut, Menschlichkeit und Zivilcourage.
ehemalige Bullenhalle vor dem Abriss Foto: pixelfehler (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aurichbullenhalle.JPG), „Aurichbullenhalle“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode