Ellernfeld

Bis in die späte Zeit der Weimarer Republik gab es kaum Probleme zwischen den christlichen und jüdischen Bürgern in Aurich, man bildete eine große Gemeinschaft, hatte ähnliche Interessen und war in denselben Vereinen. Um das Jahr 1928 gründete sich in Aurich eine erste NSDAP-Ortsgruppe. Mit dem Machtwechsel im Jahr 1933 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen jüdischen und christlichen Bürgern dramatisch, aus Freunden wurden Feinde. Der reichsweite Boykott jüdischer Geschäfte fand auch in Aurich Anklang. Bürger, die weiterhin in den Geschäften jüdischer Inhaber einkauften, wurden sogar öffentlich an den Pranger gestellt, weshalb sie ihr Einkaufsverhalten gezwungenermaßen änderten. Dadurch verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der jüdischen Geschäfte deutlich und sie gingen Bankrott. Trotz dieser Unterdrückung blieben viele jüdische Bürger in ihrer Heimatstadt, auch als ab 1937 die Übergriffe deutlich zunahmen. Während des Novemberpogroms von 1938 wurde die Synagoge angezündet. Außerdem wurden jüdische Bürger gewaltsam aus ihren Wohnungen geholt und an der brennenden Synagoge vorbeigeführt. Unter dem Johlen der übrigen Auricher Bevölkerung brachte man sie zunächst zur Landwirtschaftlichen Halle (im Volksmund als Bullenhalle bezeichnet, vgl. Station 12), wo sie weiter schikaniert und gequält wurden. Am nächsten Tag (10. November 1938) durften Frauen, Kinder und alte Bürger zurück in ihre verwüsteten Häuser. Jüdische Männer hingegen mussten zum Ellernfeld laufen und wurden dort weiter entwürdigt: sie mussten Schubkarren schieben und Kniebeugen machen. Darüber hinaus wurden sie bespuckt und beschimpft. Am Abend wurden sie in Schutzhaft genommen und mussten ins Gerichtsgefängnis. Am 11. November wurden 42 von ihnen über Oldenburg in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Heute erinnert eine Gedenktafel am Ellernfeld an die Ereignisse des Novemberpogroms von 1938. Inzwischen ist das ehemalige Kasernengelände (ab 1912 wurde hier eine preußische Kaserne errichtet) zu Teilen bebaut, unter anderem mit einem Schwimmbad.
Während der Novemberpogrome von 1938 wurden nicht nur jüdische Bürger drangsaliert. Es gibt beispielsweise Berichte, dass auch Kinder, die mit „jüdischen Kindern“ spielten, erniedrigt und beschimpft wurden. Sie mussten beispielsweise rufen: „Ich bin ein Rassenschänder“ 1 . 1 Gedenktafel auf dem Ellernfeld