Familie Conring
Das Conringsche Haus wurde zwischen 1804
und 1806 als klassizistisches Wohnpalais für die
Juristenfamilie Conring errichtet.
Zu dieser Familie gehörte auch der ehemalige
Verwaltungsjurist und Ministerialbeamte
Hermann Conring (*1894, †1989), der den
Wiederaufbau nach dem Krieg vorantrieb. Er
erhielt zu seinem 70. Geburtstag sogar das
Große Bundesverdienstkreuz und wurde vom
Leiter des Auricher Staatsarchiv im Jahr 1995
als „der bedeutendste Ostfriese im 20.
Jahrhundert“
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bezeichnet.
In neuerer Forschung zu seinem Leben wird
besonders seine Zeit als Landrat im
Nationalsozialismus deutlich kritischer gesehen
– weshalb man ihn nicht mehr als „den
bedeutendsten Ostfriesen im 20. Jahrhundert“
bezeichnen sollte
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.
Hermann Conring war während des
Nationalsozialismus in verschiedenen
Funktionen aktiv und spielte eine bedeutende
Rolle in der NS-Verwaltung. Ab 1933 war er
Landrat in Leer, wo er sich durch seine
antikommunistische Haltung und seine Nähe zu
NS-Ministerpräsident Carl Röver halten konnte.
Conring unterstützte die NS-Verfolgung,
unterzeichnete Haftbefehle gegen
Oppositionelle und setzte sich für die
Schutzhaft von sogenannten „feindlichen
Elementen“, insbesondere Kommunisten, ein.
Er war auch an der Absetzung des Leeraner
Bürgermeisters Erich vom Bruch beteiligt, der
daraufhin Suizid beging.
Im Jahr 1937 trat Conring der NSDAP bei und
übernahm in den darauffolgenden Jahren
verschiedene Funktionen, unter anderem als
Oberkriegsverwaltungsrat in Polen und Belgien
sowie als Beauftragter für die Provinz
Groningen. Trotz seiner eigenen Aussagen nach
dem Krieg, dass er für die Nazis „wider seinen
Willen“ tätig war, war er aktiv in der
Nazifizierung der niederländischen Behörden
und der Deportation von Juden beteiligt. In
Groningen wirkte er in der Verwaltung und
zeigte wenig Mitgefühl für die jüdische
Bevölkerung, wobei er die Deportation
vorantrieb und antisemitische Aussagen
machte.
Nach dem Krieg wurde Conring in einem
britischen Internierungslager festgehalten, aber
1947 entlassen. Er versuchte sich vor Gericht
als wenig involviert darzustellen, wurde aber
als „nominaler Nazi-Unterstützer“ eingestuft. In
den darauffolgenden Jahren setzte er seine
Karriere fort, sowohl in der Politik als auch in
der Wirtschaft. Er wurde Generalsekretär des
Landwirtschaftlichen Hauptvereins für
Ostfriesland und arbeitete später im
Niedersächsischen Landtag und im Bundestag.
Trotz wiederholter Ermittlungen wegen seiner
Rolle im Nationalsozialismus und des Raubs von
Kunstwerken kam es zu keiner Verurteilung.
1965 gab er das Große Bundesverdienstkreuz
zurück, nachdem die Niederlande ihre
Enttäuschung über die Verleihung des Ordens
ausgedrückt hatte.