Kurpark
Innerstädtische öffentliche Parkanlagen sind für
uns heute völlig selbstverständlich, jeder Ort
und jede Stadt hat heute solche Grünanlagen,
in denen wir Gassi gehen, uns erholen oder
Sport treiben. Das war jedoch nicht immer so.
In den mittelalterlichen Städten gab es keine
Parkanlagen, weil der Platz innerhalb der
Stadtmauer begrenzt war und man dafür
keinen Anlass hatte. Die Gärten dienten dem
Anbau von Gemüse für den Eigenbedarf, aber
nicht zur Pflege von Zierpflanzen. Auch das,
was wir heute als Freizeit bezeichnen, gehörte
damals nicht zum Lebensalltag.
Das Wort „Spazierengehen“ taucht erstmals im
15. Jahrhundert auf und ist vom italienischen
Wort spaziare „sich räumlich ausbreiten, sich
ergehen“ abgeleitet. Zunächst war das
Spazierengehen etwas für die adelige Ober-
schicht, die dafür überhaupt Zeit hatte. Erst im
18. Jahrhundert kam das Spazierengehen in
Mode, die bürgerliche Schicht eroberte sich
nach und nach die „Freiheiten“ des Adels.
Zunächst begann es mit Spaziergänges zu
besonderen Anlässen, wie beispielsweise der
Oster- oder Pfingstspaziergang.
Der Brauch des Spazierengehens wurde von
den damals aufblühenden Kurbädern
aufgegriffen, wie beispielsweise auch in Ems.
Entlang mancher Straßen entstanden Alleen,
um das in Mode kommende Spazierengehen
angenehmer zu machen. Außerdem wurde das
Spazierengehen zum Teil der Kur. Der
Kurgarten von Ems stammt aus der Mitte des
19. Jahrhunderts und wurde mit bzw. nach dem
Bau des Kursaalgebäudes angelegt.
Heute liest und hört man viel über
randalierende Jugendliche, die in den
öffentlichen Parkanlagen ihren Müll hinterlassen
oder Blumenbeete zertreten. Dann schimpfen
die älteren wieder, früher hätte es solches
„rüpelhaftes“ Verhalten nicht gegeben. Im Jahr
1869 beklagten sich die Promenadenaufseher in
Ems immer wieder, dass Jugendliche die neu
angelegten Beete zertrampeln und junge
Bäume umknicken. Daran sieht man – früher
war es vielleicht auch nicht anders als heute.