jüdische Geschichte
Über eine mittelalterliche jüdische Geschichte
in Ems ist nichts bekannt. Um 1665 lebten
erstmals einige wenige jüdische Familien in
Ems. Um 1712 wird der jüdische Friedhof
erstmals erwähnt, damals lag er noch weit
außerhalb des Ortes in einem Waldstück. Es
zeigt, dass die jüdischen Bürger zwar in die
Gesellschaft integriert waren, dennoch wurden
sie als Menschen zweiter Klasse behandelt,
denn der christliche Friedhof lag natürlich direkt
an der Dorfkirche St. Martin.
Wirklich freie Bürger waren die jüdischen
Bürger nie. Sie mussten Zeit ihres Lebens
Schutzgelder und Strafzölle entrichten, um in
Ems „geduldet“ zu werden. Zudem wurden
ihnen Vorgaben gemacht, in welchen Berufen
sie tätig werden durften. Da ihnen auch die
Mitgliedschaft in den Zünften verwehrt blieb,
konnten sie die Berufe mit Zunftzwang nicht
ausüben. Die jüdischen Bürger lebten daher
vom Gebrauchtwarenhandel, vom Viehhandel
oder vom Schlachten. Da man damit nicht
wirklich reich werden konnte, waren viele von
ihnen arm und damit zusätzlich von der
neuzeitlichen Gesellschaft ausgegrenzt.
Erst mit der Emanzipation im Laufe des 19.
Jahrhundert änderte sich die Situation für die
jüdischen Mitbürger und sie konnten nun alle
Berufe frei ausüben. Um 1900 lebten etwa 190
jüdische Bürger in Ems, was damals rund 3%
der Bevölkerung entsprach. Die jüdischen
Bürger waren zu dieser Zeit gut in die
Gesellschaft integriert. Sie betrieben
herausragende Hotels oder waren angesehene
Ärzte und zogen immer mehr jüdische Kurgäste
an.
Mit dem Zuwachs der jüdischen Gemeinde ab
dem 18. Jahrhundert entstand zunächst ein
Betraum im Ort. Um 1792 wurde dem Wunsch,
eine Synagoge zu errichten, zugestimmt. Da
der damalige Vorbeter Hirz Schweig im Jahr
1796 starb, kam es wahrscheinlich nie zum Bau
der Synagoge. Im Jahr 1833 unternahm man
einen neuen Anlauf zum Bau einer Synagoge
auf dem Grundstück „Koblenzer Straße 15“. Der
evangelische Pfarrer hatte damals jedoch
Bedenken, eine Synagoge so dicht an der
Kirche zu errichten. Also wurden auch diese
Pläne verworfen. 1827 wurde schließlich mit
dem Bau der Synagoge in der „Römerstraße
65“ begonnen; um 1887 wurde sie erweitert.
Im Laufe des frühen 20. Jahrhunderts florierte
das jüdische Leben in Ems, kaum jemand
konnte sich vorstellen, dass es ab 1933
beendet wurde. Mit der Machtübernahme der
Nationalsozialisten änderte sich für die
jüdischen Bürger alles. Zunächst wurden die
jüdischen Geschäfte boykottiert und auch der
Kurbetrieb war zunehmend von der
Rassenpolitik der Nationalsozialisten betroffen.
Während der Novemberpogrome von 1938
begann der umfassende staatliche Terror der
Nationalsozialisten. Damals wurden unter
anderem die Synagoge in Brand gesetzt und
viele jüdische Geschäfte verwüstet. Bis 1941
flohen manche der jüdischen Bürger ins
Ausland, viele wurden jedoch in einem der
Konzentrationslager umgebracht. Damit wurde
jüdisches Leben in Ems für immer beendet.
Von der durch die Nationalsozialisten
niedergebrannten Synagoge ist heute nichts
mehr erhalten. An der Stelle der einstigen
Synagoge steht ein Zweckbau der
Nachkriegszeit mit einer kleinen Gedenktafel.
Es stellt sich die Frage, wie man angemessen
und wertschätzend mit der langen jüdischen
Geschichte und dem Gedenken an die Opfer
des Nationalsozialismus in Bad Ems umgeht.