Martinskirche

Jahrhundertelang war die Martinskirche das religiöse aber auch gesellschaftliche Zentrum von Ems. Schon um das Jahr 1000 soll es hier eine hölzerne Kirche gegeben haben. Ab dem 12. Jahrhundert entstand eine steinerne Kirche, von der bis heute Teile im Kirchenbau erhalten sind. Der älteste Bauteil der Kirche ist der romanische Kirchturm. Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit spielte die Kirche eine viel größere gesellschaftliche Rolle als heute. Sie war nicht nur ein Ort des Gebetes und der Gottesdienste, sondern war auch ein wichtiger Treffpunkt. Hier kam man ins Gespräch, feierte, trauerte und verbrachte Zeit zusammen. Außerdem fragte man vor allem im Mittelalter den Priester häufig bei Sorgen oder Problemen um Rat. Zudem strukturierte die Kirche mit ihren Feiertagen und Festtagen den Tages-, Wochen und Jahresverlauf. Beim großen Stadtbrand von 1720 wurde auch die Kirche schwer beschädigt und zu großen Teilen zerstört. Beim Wiederaufbau wurden große Teile der ursprünglich romanischen Kirche verändert. Manche dieser Umbauten wurden bei einer umfassenden Sanierung 1957 wieder rückgängig gemacht. Daher erscheint die Kirche trotz der Zerstörungen durch den Stadtbrand heute wieder sehr ursprünglich im romanischen Stil. Der Kirchturm ist der älteste Gebäudeteil. Er diente jahrhundertelang als Glockenturm für die Feuer- und Sturmglocke und war deshalb im Besitz der Bürger von Ems. Diese Glocke läutete bei Gefahr und warnte die Bürger beispielsweise bei Unwetter oder Feuer. Im Mittelalter gab es die Feuerwehr, wie wir sie kennen, noch nicht. Jeder Bürger hatte zuhause einen Eimer aus Leder. Bei einem Brand bildeten die Bewohner eine Menschenkette vom nächstgelegenen Brunnen, See oder Bach zum Brandherd und reichten mit Wasser gefüllte Eimer weiter. Hatte das Feuer jedoch eine bestimmte Größe, war das Löschen meist aussichtslos. Man sollte auf jeden Fall einen Blick in das Innere der Kirche werfen. Schaue dir vor allem die mächtigen Säulen an. Die Steine der Säulen stammen aus einem Steinbruch am Drachenfels am Rhein (südlich von Bonn). Vor dort aus wurden die Gesteine in großen Quadern per Schiff über Rhein und Lahn nach Ems transportiert. Vom Hafen an der Lahn gelangten die Materialien mit Pferdefuhrwerken zur Baustelle. An der Baustelle angekommen, wurden die Quader mithilfe von Laufkränen an ihre Stelle im Bau gehievt. Die meisten Arbeiten auf der Baustelle wurden per Hand ausgeführt. Die Gerüste am Bau bestanden aus Holz und waren lediglich mit Seilen zusammengebunden - oftmals eine wackelige Angelegenheit. Daher kam es während des Baus öfters zu schweren Unfällen.
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