Quellenturm

Die Stadt Ems ist für ihre Quellen bis heute weltbekannt. Die zahlreichen zwischen 27° und 57° Celsius warmen Quellen sind geologischen Ursprungs. Ems liegt inmitten des Rheinischen Schiefergebirges. Über Jahrtausende hat sich die Lahn in die Sandsteine, Quarzite (leicht metamorphe Sandsteine) und Tonsteine des Rheinischen Schiefergebirges eingeschnitten. Diese Sedimente sind etwa 400 Millionen Jahre alt und wurden in der geologischen Zeit des Devons abgelagert. Damals sah es hier noch ganz anders aus: Weite Teile Mitteleuropas waren von einem Meer bedeckt. Umliegende Flüsse transportierten große Mengen an Schutt und Sand ins Meer, sodass sich mächtige, sandige Ablagerungen bildeten. Mit der Zeit verfestigten sich die Sande und Ablagerungen und entwickelte sich das Gestein, welches später durch tektonische Prozesse gefaltet und verstellt [mechanisch verformt] wurde. Durch die tektonischen Prozesse und die varizische Gebirgsfaltung sind die devonischen Gesteine heute deutlich verstellt, es haben sich Sättel und Mulden gebildet. Vor allem in den Sattelbereichen reagierten die Gesteine beim Falten spröde und es entstanden teils große Klüfte (Gesteinsspalten) im Untergrund. Mit der nahen Lahn, die sich im Laufe der Zeit immer tiefer in das Gebirge eingeschnitten hat, wurden diese Spalten mit Wasser geflutet. Das Wasser reagierte mit den Gesteinen und reicherte sich mit Mineralien an – es entstand mineralreiches Grundwasser. Da es im Untergrund noch immer heiße Magmaherde (-kammern) gibt, ist das Wasser warm, zwischen 25° und 55° Celsius. Bis heute ist jedoch nicht ganz klar, wie weit das Grundwasser im Untergrund zirkuliert – teilweise kann es weit über 100 Kilometer im Untergrund zurücklegen. Zudem bleibt unklar, durch welche Prozesse genau sich das Wasser der Region so stark erhitzt. Ein randlich in die Region hineinragender Mantel-Plume könnte die Quelle der thermischen Anomalie unter Ems verursachen. Bereits zu römischer Zeit waren die thermalen (warmen) Quellen östlich des römischen Heerlagers bekannt, auch wenn es unklar ist, ob/wie die Römer sie nutzten. Ab dem Mittelalter wurden erste Quellen erschlossen und es entstand ein reges „Badeleben“. Zunächst lagen die genutzten Quellen auf der anderen Seite der Lahn. Im Jahr 1850 wurde auf dieser Seite eine erste Quelle gefasst. Um die Quelle noch effektiver zu nutzen, wurde 1907/1908 der Quellenturm errichtet. Es ist ein Wasserturm mit einem Hochbehälter. Bis vor kurzem wurde das Quellwasser der Quelle über lange Leitungen auf die andere Seite der Lahn gebracht und dort im Bäderbetrieb verwendet. Mit dem Abschluss der aktuellen Sanierung des Quellenturms soll das 45° Celsius warme Wasser der Quelle energetisch genutzt werden. Es ist geplant, einige umliegende Gebäude, wie das Statistische Landesamt oder Hotels, damit zu beheizen 1 . In Zeiten von Klimawandel und dem Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien bekommen damit die Emser Quellen eine ganz neue Bedeutung.

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https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/koblenz/quellenturm-in-bad-ems-

wird-saniert-100.html, abgerufen am 14. 03. 2024

Lage der Quellen in Ems Karte in Anlehnung an: Wieber 2018
kleinere Quellen kann man auch mitten in der Lahn entdecken
 OpenStreetMap contributors