Alter Friedhof

Die heutige Parkanlage „Alter Friedhof“ erinnert an die Zeit, als sich hier der städtische Friedhof von Niederwildungen befand. Zunächst lag der städtische Friedhof rund um die Stadtkirche (vgl. Station 2). Im Mittelalter war es üblich, nahe der Hauptkirche beigesetzt zu werden. Dabei galt: je näher man an der Kirche und damit am „Haus Gottes“ bestattet wurde, desto höher war das Ansehen der Person. Im Jahr 1542 kam es in Niederwildungen zu einer schweren Pestepidemie. Diese Krankheit zählte im Mittelalter zu den gefürchtetsten Krankheiten überhaupt. Immer wieder kam es zu Ausbrüchen, wodurch hunderttausende Menschen ihr Leben verloren. Damals wurde die Krankheit als Strafe Gottes angesehen oder der jüdischen Bevölkerung in die Schuhe geschoben – teilweise mit schrecklichem Ausgang wie Pogromen. Erst in den letzten 200 Jahren wurde die Krankheit genauer untersucht und auf das „Pestbakterium“ Yersinia pestis zurückgeführt. Die Krankheit wird über Flöhe oder als Tröpfcheninfektion übertragen. Bei der Tröpfcheninfektion kommt es zur sogenannten Lungenpest. Beim Ausbruch der Pest 1542 in Niederwildungen starben hunderte Menschen an der Krankheit. Schon bald war der Friedhof rund um die Stadtkirche viel zu klein. Also verlegte man den Stadtfriedhof an diese Stelle vor die Mauern der Stadt. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde der „Alte Friedhof“ als solcher genutzt. Im Zuge der Industrialisierung wurde Niederwildungen im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden Badeort. Zahlreiche Menschen kamen nicht nur zeitweise zu Kur, sondern lebten hier vom frühen Tourismus. Daher wurde der Friedhof erneut zu klein und deshalb an einen neuen Standort verlegt. Dennoch kam es hier noch bis in die 1940er Jahre zu vereinzelten Bestattungen. Sein heutiges Aussehen erhielt der Friedhof 2010. Er wurde zu einem Park umgestaltet. Bis heute sind die historischen Grabsteine überall auf der Parkfläche verteilt und berichten aus der Stadtgeschichte.