Zollernschloss

Die Anfänge Balingens liegen nicht hier rund um das ehemalige, mittelalterliche Zollernschloss, sondern im Bereich der heutigen Friedhofkirche (vgl. Station 6), wo schon zu alemannischer Zeit ein Dorf lag. Dieses wurde um 863/864 erstmals urkundlich erwähnt und ist eine der ältesten Siedlung der Region. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich ein lokaler Adel, wahrscheinlich wurde in der Siedlung eine kleine Burganlage errichtet. Zeitweise gehörte die Siedlung zur Herrschaft Haigerloch (bis um 1162), später den Herren von Hohenberg. Insgesamt ist nur wenig ist aus dieser Zeit bekannt. Im frühen 13. Jahrhundert übernahmen die Grafen von Hohenzollern die Siedlung und verlegten sie auf die andere Seite der Eyach, wo sie höher lag und damit besser vor Hochwasser geschützt war. Damit wurde der Grundstein der mittelalterlichen Planstadt gelegt. Im Jahr 1255 verliehen die Grafen von Hohenzollern der Siedlung das Stadtrecht. Im Jahr 1403 wird die Stadt für 2800 Goldgulden an Württemberg verkauft, was für damalige Verhältnisse ein angemessener Preis war. Dennoch entstand mit dem Verkauf der Stadt die „Sage vom Hirschgulden“. Mit dem Verkauf wurde Balingen für etwa 350 Jahre zu einer Amtsstadt Württembergs mit einem Obervogt. Obervogte waren adelige Vertreter des Landesherrn. Als Amtsstadt wurde Balingen zu einem wichtigen regionalen Zentrum in Württemberg, weshalb die Stadtbefestigung deutlich verstärkt wurde. Das Zollernschloss ist das stadtgeschichtlich bedeutendste Bauwerk in Balingen. Über die Anfänge des Gebäudes ist nur wenig bekannt, wahrscheinlich wurde das Schloss mit der Verlegung der Siedlung als mittelalterliche Burganlage angelegt. Die ältesten im Schloss verbauten Hölzer stammen aus der Zeit um 1372, im Jahr 1428 wird das Schloss erstmals urkundlich erwähnt. In den darauffolgenden Jahrhunderten erfolgten immer wieder Umbauten, wobei die Grundzüge des heutigen Schlosses aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Der heutige Schlossbau ist jedoch noch keine 100 Jahre alt. Im Jahr 1920 kaufte die Stadt das historische Zollernschloss. Anschließende Untersuchungen ergaben, dass der Bau komplett marode und baufällig war. Also entschied man sich um 1935, das alte Zollernschloss abzureißen und nach alten, noch vorhandenen Plänen wiederaufzubauen. Dabei nutzte man alte Materialien, die noch zu retten waren, sodass manche der alten Hölzer noch aus dem Mittelalter stammen. Etwas versteckt hinter dem Zollernschloss steht ein runder Turm. Es ist ein ehemaliger Stadtmauerturm der Stadtbefestigung von Balingen, auch wenn er heute manchmal als Wasserturm bezeichnet wird. Die Balken des Fachwerks wurden auf die Zeit um 1482/1483 datiert. Der alte Wehrturm ist mit einem Steg direkt mit dem Zollernschloss verbunden. In dem Turm befand sich zeitweise die Kapelle der Stadtherrn. Zu Zeiten des Bauernkrieges bis um 1910 war in dem Turm das Gefängnis der Stadt.
Es waren einmal drei Büder, die jeder eine Burg besaßen: Schalksberg, Hirschberg und Zollern. Die Burg Hirschberg war die schönste und der dortige Bruder der reichste, ihm gehörte außerdem die Stadt Balingen. Der Wohlhabende erkrankte schwer und es ging das Gerücht um, er sei gestorben. Seine Brüder trauerten allerdings nicht, sondern feuerten Freudenschüsse ab. Darüber ärgerte sich der Schwerkranke sehr und erholte sich plötzlich. Er wollte vermeiden, dass seine gierigen Brüder Burg und Stadt Balingen erbten und verkaufte sie - im Fall seines Todes - an Württemberg für einen Hirschgulden. Als er eines Tages schließlich starb, kamen seine Brüder zur Burg. Der Abgesandte Württembergs zeigte ihnen den Vertrag und überreichte ihnen den Hirschgulden. Tags darauf wollten es sich die Erben im Wirtshaus für den einen Hirschgulden gutgehen lassen. Als sie damit bezahlen wollten, sagte der Wirt, dass der Hirschgulden abgewertet worden sei. Satt des Erbes hatten sie am Ende einen Gulden Schulden.
Das Alter eines Fachwerkhauses bestimmen: Für die Altersbestimmung von Holz bzw. der Balken eines Fachwerkhauses nutzt man unter anderem die sogenannte Dendrochronologie – die „Lehre vom Baumalter“. Beim Wachsen eines Baumes entsteht jedes Jahr ein Jahresring, der sich im Holz/Stamm des Baumes verewigt. Jeder Jahresring ist ein Abbild für das Wetter in dem jeweiligen Jahr – beispielsweise wie trocken/nass das Jahr war. Auf diese Weise entsteht ein ganz charakteristischer Ring und kein Jahresring gleicht einem anderen. Man nutzt eine zeitliche Abfolge von Jahresringen, um eine „Zeitskala“ zu erstellen: die sogenannten Jahresringtabellen. Vergleicht man nun die Abfolge der Jahresringe eines Balkens mit der Jahresringtabelle, kann man das Jahr, in dem der Baum geschlagen wurde, genau bestimmen.
ungefährer Verlauf der inneren und äußeren Stadtmauer vor dem Stadtbrand 1809 auf heutigem Stadtplan Rekonstruktionsversuch auf Grundlage des Stadtgrundrisses von Chr. Speidel (1880)
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