Markt und Rathaus
Der Marktplatz bildete jahrhundertelang das
wirtschaftliche Zentrum der Stadt, hier stand
das mittelalterliche Rathaus, welches 1434
erstmals erwähnt wurde. Es war nicht nur der
Sitz der Stadtverwaltung, denn hier wurde
überdacht Handel betrieben,
Bürgerversammlungen abgehalten und die
Bürger konnten sich über die Beschlüsse des
Rates austauschen. Damals war der
Raumbedarf des Stadtrates deutlich geringer
als heute. Ein paar Zimmer reichten meist aus:
ein Saal für Rats- und Gerichtssitzungen, ein
Zimmer für den Stadtschreiber und ein Raum
für die damalige Finanzverwaltung.
Die Bebauung rund um den Marktplatz und das
mittelalterliche Rathaus wurden im großen
Stadtbrand von 1809 völlig zerstört.
Anschließend entstand der heutige Marktplatz,
der jedoch nichts mehr mit dem
mittelalterlichen Marktplatz zu tun hatte. Vor
dem Stadtbrand war der „Marktplatz“ genau
genommen gar kein Platz, sondern ein
langgezogener Straßenmarkt, wie es ihn in
vielen mittelalterlichen Städten gab. Einen
echten „Marktplatz“ gab es also historisch
betrachtet in Balingen nie.
Mit dem Wiederaufbau der Stadt nach dem
Stadtbrand entstand der Marktplatz in seiner
heutigen Form, sowie die umliegenden
Straßenzüge im quadratischen Stil. Damals
erhielt die Friedrichstraße auch ihren Namen,
benannt nach dem württembergischen König
Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg
(*1754, †1816), der bereits wenige Tage nach
der Katastrophe nach Balingen kam und sich
für einen raschen Wiederaufbau der Stadt
einsetzte.
Bis um 1900 floss durch die Friedrichstraße der
Stadtbach. Er wurde von der Steinach gespeist
und versorgte die Bürger der Stadt mit Wasser,
auch zum Waschen und Reinigen. Außerdem
benötigten manche Gewerke das Wasser. Heute
ist der Stadtbach aus dem Stadtbild
verschwunden. Im Zuge einer Sanierung der
Fußgängerzone wurde ein Teil des Stadtbachs
symbolisch als Wasserlauf zum Spielen
wiederhergestellt, wobei er heute nicht mittig
der Straße, sondern seitlich verläuft. Der
Wasserlauf wird heute nicht mehr von
Flusswasser gespeist. Man sammelt das Wasser
vom Dach der Stadtkirche in einer Zisterne und
pumpt es dann mit einer Umwälzpumpe immer
wieder durch den Kanal.
Der Marktbrunnen zählt aufgrund der
zahlreichen Stadtbrände zu den ältesten
Denkmalen der Stadt und wurde um 1550
errichtet. Auf dem Sockel des Brunnens steht
eine unbekannte Ritterfigur. Man geht davon
aus, dass die Figur den württembergischen
Herzog Ulrich von Württemberg (*1487,
†1550) darstellen soll.