Stadtkirche

Ursprünglich stand an dieser Stelle eine kleine Kapelle, die dem hl. Nikolaus geweiht war. Der hl. Nikolaus ist der Schutzpatron der Seefahrer und Händler. Dieses Patronat entstand nicht von ungefähr, sondern zeigt die Frömmigkeit der mittelalterlichen Gesellschaft. Vor ihren Reisen holten sich die Händler in der Kapelle Gottes Segen. Sobald sie unversehrt zurückgekehrt sind, dankten sie ihm dafür, dass er sie auf ihren Routen beschützt und behütet hat. Als die Nikolauskapelle im späten 15. Jahrhundert baufällig wurde, bat man um die Erlaubnis beim Landesherrn, eine neue Kirche errichten zu dürfen, der auch stattgegeben wurde. Anschließend wurde die Kapelle abgerissen und der heutige Kirchenbau entstand. Fast 100 Jahre dauerte der Bau, 1443 war der Baubeginn, um 1516 war die spätgotische Hallenkirche vollendet. Der Turm wurde kurz darauf im Jahr 1541 noch einmal um ein Stockwerk erhöht. Mehrere Generationen lang wurde an dem Bau der Stadtkirche gearbeitet. Diejenigen, die im späten 15. Jahrhundert den Grundstein zum Chor legten, taten dies im vollen Bewusstsein, nie das vollendete Bauwerk bestaunen zu können. Solch eine lange Bauzeit oder das Verfolgen eines gemeinsamen gesellschaftlichen Zieles über mehrere Generationen hinweg wäre in der heutigen Zeit undenkbar. Heute müssen Projekte schnell und überschaubar sein. Kaum jemand traut sich, über Visionen und kühne Vorstellungen zu sprechen, geschweige denn ein Projekt zu initiieren, dass Jahrhunderte dauern wird. Dies zeugt von der heutigen Innovation und Technik, aber auch von der Schnelllebigkeit und mangelnden Nachhaltigkeit.