Spital
Das Balinger Spital wurde 1489 gegründet und
war für fast 500 Jahre eine karitative
Einrichtung, die sich um die armen, alten und
schwachen Bürger Balingens kümmerte.
Getragen wurde das Spital von der Stadt und
dem Stadtherrn. Im Volksmund wurde das
Spital auch als Armenhaus bezeichnet. Das
Leben im Spital war alles andere als angenehm,
trotzdem waren die Plätze rar. Die potentiellen
Bewohner mussten einen Antrag auf Aufnahme
stellen und teils förmlich um einen Platz betteln
– immer wieder wurde berichtet, dass das
Spital aus allen Nähten platzt.
Im Spätmittelalter war das Spital eine wichtige
Institution in Balingen. Damals kam es zu
massiven Veränderungen in der Gesellschaft.
Beispielsweise zog der Reichtum der Städte ab
dem 13. Jahrhundert zunehmend die ärmere
Landbevölkerung an. Auf dem Land herrschten
damals noch sehr strikte Hierarchien. Die
meisten Bauern waren unfreie Knechte eines
Landbesitzers und litten unter der schweren
Arbeit auf den Feldern. Da erschien das Leben
als freier Bürger sehr attraktiv.
Bis zum großen Stadtbrand von 1809 lag das
Spital neben der Stadtkirche. Im Mittelalter war
das Spital durch Spenden und Schenkungen
reich begütert. Neben Ländereien gehörten
dem Spital auch mehrere Hofanlagen in den
umliegenden Dörfern. Dadurch hatte das Spital
bis zum großen Stadtbrand von 1809 keinerlei
finanzielle Schwierigkeiten. Das Spital bestand
aus zwei großen Spitalgebäuden und mehreren
kleineren Wirtschaftsgebäuden. Außerdem
kümmerte sich das Spital bis zum Stadtbrand
auch um die städtische Farrenzucht (vgl.
Station 13) und - seit der Reformation - auch
um den Erhalt der Kirchen und Schulen.
Mit dem Stadtbrand wurde das Spital und seine
Wirtschaftsgebäude zerstört, sodass das Spital
in finanzielle Nöte geriet und sich von diesem
Schock auch nicht wieder erholte. Nach dem
Brand wurde das Spital in die obere Vorstadt
verlegt und 1811 das bis heute erhaltene
Spitalgebäude errichtet. Sein heutiges
Aussehen mit dem kleinen Turm erhielt das
Spitalgebäude um 1860.