Stadtbrände

Außer einiger weniger Gebäude und kurzen Abschnitten der Stadtmauer ist vom mittelalterlichen Balingen heute kaum mehr etwas erhalten. Zahlreiche teils verheerende Stadtbrände verwüsteten die Stadt mehrfach und zerstörten damit die mittelalterlichen Gebäude. Die schwersten Brände gab es 1607, 1672, 1724 und vor allem 1809. Auch die damals geltenden, vergleichsweise restriktiven Bauverordnungen konnten die wiederkehrenden Stadtbrände in Balingen nicht verhindern. Beispielsweise war es seit 1495 verboten, Dächer mit Stroh oder Holzschindeln zu decken. Ab dem 17. Jahrhundert musste jeder Bürger der Städte einen Eimer aus Leder Zuhause haben und im Falle eines Brandes beim Löschen helfen. Im Jahr 1773 wurde eine verpflichtende Brandschutzversicherung eingeführt, die der jeweilige Besitzer zahlen musste. Eine Feuerwehr, wie wir sie kennen, entstand erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Das verheerendste Feuer war das vom 30. Juni 1809, welches durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde. Über 24 Stunden tobte das Feuer und zerstörte 335 Gebäude, nur 55 Häuser überstanden den Brand unbeschadet. Die Zerstörungen waren verheerend und der Brand brachte unglaubliches Leid mit sich. Die umliegenden Gemeinden, aber auch der württembergische König und viele weitere halfen den Bürgern Balingens mit Geld und anderen „Hilfsgütern“. Es wurden beispielsweise 4.280 Brotlaibe gespendet, zusätzlich mehrere Mehlsäcke, Getreide, Erbsen, Reis und andere Lebensmittel. Aus dem Stadtbrand wurden Lehren gezogen und die Stadt völlig neu aufgebaut. Damals entstand der heutige schachbrettartige Grundriss. Die Gebäude wurden nicht mehr direkt aneinandergebaut, sondern mit etwas Abstand, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Jeder Häuserblock hatte außerdem einen großen Innenhof. Die Fassaden wurden verputzt und man nutzte für den Bau schwer brennbare Materialien. Nach dem Brand 1809 kam es zu keinem weiteren größeren Stadtbrand.