Ackerbürgerstadt

Jahrhundertelang waren Balingen und die Region landwirtschaftlich geprägt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatte fast jedes Haus eine Scheune, einen großen Gemüsegarten und einen Misthaufen. Die in Deutschland einsetzende Gründerzeit mit dem Wandel der Landwirtschaft und der Industrie ging an Balingen weitestgehend vorbei. Stattdessen prägte weiterhin die Dreifelderwirtschaft die Region. Die damaligen Bürger waren auch nicht unbedingt offen dafür, diese uralten Traditionen aufzugeben und nun ganz neue Berufe zu ergreifen. Heutzutage macht man sich gar nicht klar, was für massive Veränderungen die damalige Industrialisierung für viele Menschen bedeutete und dass die Menschen sich früher mit der Situation überfordert fühlten. Rund um die Stadt lagen Wiesen und Weiden, aber auch Küchengärten, Obstbaumwiesen und Blumenwiesen. Manche der Gärten und Wiesen waren im Gemeinschaftsbesitz der Bürger, die sogenannten Allmenden. An diese Gärten schlossen sich die Felder und Wiesen für die Viehhaltung an. Auf den Äckern wurde um 1560 beispielsweise Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste, aber auch Erbsen, Linsen und Bohnen angebaut. Der Anbau von Kartoffeln begann rund um Balingen erst im späten 18. Jahrhundert. Das kleine heute blau gestrichene Haus war ursprünglich ein Hinterhaus eines Ackerbürgerhauses und diente als Garten- und Waschhaus. Das quadratische Gebäude wurde direkt in den Hang gebaut.