Der alte Kirchenbau ist bis heute Quelle von
teils schaurigen Geschichten. Zu einer Zeit, als
es noch den Friedhof rund um den Dom gab,
trug sich angeblich folgendes zu: eines Nachts
zur Geisterstunde blickte der Türmer auf den
Friedhof hinab. Dort sah er, wie sich im
Mondschein eines der Gräber öffnete und eine
weiße Gestalt herauskam. Sie legte ihr weißes
Gewand auf das Grab und spazierte weg. Kurz
vor 1 Uhr kam sie zurück und legte sich ihr
Gewand wieder an und verschwand im Grab.
Am nächsten Tag berichtete der Türmer dem
Bürgermeister davon. Der Bürgermeister
glaubte dem Türmer wohl nicht ganz und befahl
ihm, das Gewand in der nächsten Nacht zu
stehlen, falls es erneut passieren sollte. Und
tatsächlich, in der kommenden Nacht trug es
sich zur Geisterstunde genau so wieder zu. Als
die Gestalt ihr Gewand abgelegt hatte, eilte der
Türmer zum Friedhof und nahm es an sich.
Zurück im Turm, lief ihm ein eiskalter Schauer
den Rücken hinunter. Als das Gespenst zum
Grab zurückkehrte, suchte es den gestohlenen
Umhang und begann zum Schrecken des
Türmers, den Kirchturm an der Außenwand
hinaufzuklettern. Glücklicherweise schlug die
Kirchenglocke zum Ende der Geisterstunde und
das Gespenst fiel hinab und verschwand für
immer. Drei Tage später lag der Türmer tot in
seiner Wohnung.