Liebfrauenkirche
Die Liebfrauenkirche gehört zu den ältesten
Kirchengemeinden der Stadt, viele
Geschichtsforscher sehen ihre Ursprünge im
11. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt
wurde die Kirche jedoch erst 1293.
Sie lag bereits bei der Gründung vor dem
inneren, sehr wehrhaften Stadtmauerring und
wurde daher mehrfach in ihrer Geschichte
zerstört und wieder aufgebaut. Die Bautzener
Vorstädte waren zwar durch die äußere Mauer
geschützt. Diese war jedoch deutlich weniger
wehrhaft und bestand nur aus einer etwa 5
Meter hohen Mauer. Oftmals wurden die
Vorstädte sogar absichtlich in Brand gesteckt,
um den herannahenden Feinden jede
Deckungsmöglichkeit zu nehmen.
Der heutige Kirchenbau stammt aus dem
späten 17. Jahrhundert. Das aktuelle Aussehen
erhielt die Kirche jedoch erst im späten 19.
Jahrhundert, als sie im Stil der Neogotik
umgestaltet wurde. Seit Jahrhunderten ist die
Liebfrauenkirche das Gotteshaus der
katholischen Sorben.
Bis heute leben die Sorben, eine der
bedeutendsten ethnischen Minderheiten
Deutschlands, in der Region der Lausitz. Seit
dem 6. Jahrhundert wird die Region von diesem
slawischen Volksstamm besiedelt. Die
Bevölkerungsgruppe wird heute auf etwa
60.000 geschätzt. Nach der Reformation im
frühen 16. Jahrhundert kam es auch in den
Kirchen der Sorben zur Reformation, sodass es
heute katholische und evangelische sorbische
Kirchen gibt.
Die Sorbische Sprache ist eine westslawische
Sprache, die inzwischen stark vom Aussterben
bedroht ist. Daher ist es wichtig, dass sie
wieder vermehrt in der Region gesprochen
wird.
Man unterscheidet zwischen Obersorbisch
(Oberlausitz rund um Bautzen) und
Niedersorbisch (rund um Cottbus). Zwischen
den beiden Dialekten gibt es durchaus
erhebliche Unterschiede.
Bautzen ist bis heute das Zentrum der
Obersorben. Es wäre sehr wünschenswert,
wenn sich wieder mehr Menschen für diese
seltene Sprache begeistern würden. Inzwischen
gibt es auch wieder Kitas und Schulen, in
denen Sorbisch unterrichtet und gesprochen
wird.
Verlauf der inneren mittelalterlichen Stadtmauer
[dunkelgrau] aus dem 14. Jahrhundert.
Schon zuvor gab es möglicherweise eine erste
Stadtbefestigung, die bisher nicht archäologisch
nachgewiesen werden konnte [gestrichelt]
(nach Schmidt, 1996)
Ansicht der Liebfrauenkirche um 1899
Obersorbisch
čłowjek
bratr
sotra
ruka
dźeń
wječor
lěćo
nazyma
zyma
ryba
woheń
woda
sněh
wětr
Deutsch
Mensch
Bruder
Schwester
Hand
Tag
Abend
Sommer
Herbst
Winter
Fisch
Feuer
Wasser
Schnee
Wind