Wendischer Turm

Der Wendische Turm ist nach dem angrenzenden Stadtviertel benannt, in dem jahrhundertelang vorwiegend sorbische (wendische) Bürger lebten. Der quadratische Unterbau des Wendischen Turms stammt aus der Zeit, als der innere Stadtmauerring um 1400 geschlossen wurde. Der runde Aufbau wurde erst im späten 15. Jahrhundert fertiggestellt. Der Turm wurde aus groben Bruchsteinen errichtet. Diese Bauweise ist ganz typisch für diese Zeit: damals war das Behauen der Steine teuer und aufwändig. Daher nutzte man die Steine so, wie sie unbehauen aus dem Steinbruch kamen. Archäologische Untersuchungen der letzten 30 Jahre haben im ganzen Stadtgebiet Spuren mittelalterlicher Steinbrüche aufgedeckt. Der im Untergrund vorkommende Granit wurde gebrochen und zum Bau der Gebäude genutzt. Auf diese Steinbrüche baute man schließlich die noch heute stehenden Häuser. Untersuchungen in der Mönchgasse ergaben beispielsweise, dass dort bereits im 13. Jahrhundert Steine gebrochen wurden. Im Jahr 1566 wurde der Turm bei einem Sturm stark beschädigt und der heutige Turmabschluss entstand. Die aus dem Turm herausragenden Ausgüsse wurden für heißes Pech genutzt, um sich Angreifern zur Wehr zu setzen. In der Wachstube des Turmes wurde eine Ritzzeichnung im Putz entdeckt. Sie wurde laut Datierung des Putzes um 1516 angefertigt – wahrscheinlich von einem wachehaltenden Soldaten. Direkt an den mittelalterlichen Turm ist eine ehemalige Kaserne angebaut. Der Turm wurde direkt in die Kaserne eingefügt und entging so dem Abriss. Das ehemalige Stadttor und die vorgelagerten Zwingeranlagen des Tores wurden bereits im 18. Jahrhundert abgerissen. Ab 1634 war Bautzen Teil des sächsischen Königreiches geworden. Zum Landesausbau entstanden zahlreiche Kasernen im damaligen Sächsischen Königreich, weshalb 1764 auch Bautzen zu einer Garnisonsstadt wurde. Die Kaserne an dieser Stelle wurde 1844 eröffnet. Sie wurde von dem bedeutenden Architekten Gottfried Semper – der später das weltbekannte Opernhaus in Dresden errichtete – entworfen und gebaut. Semper gilt als einer der Begründer des Historismus, der Neorenaissance und des modernen Theaterbaus.
Wendischer Turm mit Kaserne
Die Bezeichnung der Sorben als Wenden stammt aus vorchristlicher Zeit, bereits die Römer nannten die slawischen Stämme „Veneti“. Daraus entwickelte sich das Wort Wenden, welches in der Geschichte oftmals abwertend genutzt wurde. Das Wort „Sorben“ leitet sich von der ethnischen Eigenbezeichnung der Bürger als „Serb“ ab. Daher nutzt man heute eher den Begriff der Sorben, wobei beide Begriffe teils synonym verwendet werden.