Gerberbastei
Der mächtige Turm der Gerberbastei wurde
1506 fertiggestellt und schützte zusammen mit
dem Pulverturm und der Bastei am Gickelsberg
den Verlauf der wichtigen Fernstraße Via Regia
rund um Bautzen. In Bautzen querte die
Fernstraße die Spree an einer Furt. Somit war
Bautzen ein wichtiger Knotenpunkt an der
Straße.
Damals passierten jedes Jahr etwa 5000
Handelswagen die Stadt und boten ihre Waren
an. Daher kam rechnerisch gesehen tagsüber
etwa alle halbe Stunde ein neuer Händler nach
Bautzen – für damalige Verhältnisse sehr
beeindruckend.
Im Jahr 1431 erwarb die Stadt Bautzen die
damals noch beim Kaiser liegende Erlaubnis,
Straßen- und Marktzoll zu erheben. Beim
Passieren der Stadt mussten die Händler den
sogenannten Durchgangszoll zahlen, wodurch
die Stadt ab dann jährlich rund 500 Mark Silber
einnahm. Zusätzlich mussten Händler, die ihre
Waren auf den Märkten der Stadt anbieten
wollten, einen Marktzoll entrichten. Dieser
schwankte je nach Ware. Dadurch kam Bautzen
zu großem Reichtum und konnte sich eine
wehrhafte Mauer und viele beeindruckende,
kommunale Bauten leisten.
Der Straßen- und Marktzoll war einer der
Gründe, weshalb sich immer wieder
sogenannte Schleif- und Nebenwege
etablierten. Hier versuchten die Händler, den
sehr hohen Durchgangszöllen zu entgehen,
insbesondere wenn sie ihre Waren nicht auf
dem Markt anbieten wollten. Im 17.
Jahrhundert hatte sich ein solcher Schleifweg
über Muskau, Spremberg, Senftenberg,
Liebenwerda und Torgau ausgebildet. Dadurch
entgingen nicht nur Bautzen die Gelder des
Durchgangszolls, sondern auch den anderen
Städten entlang der Hohen Straße. Zudem
sanken die Abgaben der Städte an den
damaligen Sächsischen Landesherrn.
Infolgedessen kam es zum Verbot der Nutzung
dieses Schleifweges und schweren Strafen bei
der Missachtung dieses Verbotes.