Bürgerhäuser
Entlang der Hauptstraße von Beilngries
befinden sich zahlreiche prächtige
Bürgerhäuser. Damals war das Wohnhaus der
Stolz eines jeden Bürgers, damit konnten sie
ihren gesellschaftlichen Stand und
wirtschaftlichen Erfolg repräsentieren. Gerade
an der Hauptstraße standen die größten und
prächtigsten Bauten der Stadt. In den
Nebengassen sah es meist schon ganz anders
aus.
Durch die Stadtmauer war der Wohnraum
innerhalb des Mauerrings stark begrenzt. Bis
zum Abriss der Mauer und der Erlaubnis
außerhalb von dieser Häuser zu errichten,
befanden sich in Beilngries etwa 140 Häuser.
Nur wer eines dieser Häuser besaß, konnte
Bürger der Stadt werden und damit dauerhaft
hier leben.
Das Wohnen war im Mittelalter deutlich
beengter als heute. Die Familien hatten immer
viele Kinder, zudem wohnten mehrere
Generationen unter einem Dach:
unverheiratete Kinder, Großeltern oder auch
nahe Verwandte. Außerdem lebte im Haus noch
das ein oder andere „Haustier“ wie Kuh, Ziege
oder ein paar Hühner. Aufgrund dieser
häuslichen Enge spielte sich das Leben noch
viel stärker als heute im Freien ab, auf den
Plätzen und in den Gassen der Stadt bzw. in
den Gärten vor der Stadt.
Fast alle Bürger hatten im Mittelalter ein Dach
über dem Kopf, Bettler gab es nur wenige (vgl.
Station 9). Manchen Bürgern wurde von der
Stadt eine Dienstwohnung gestellt. Bis weit in
die Neuzeit hinein wurde häufig mit Naturalien
ein Teil des Lohns beglichen. Sehr beliebt war
die Ausgabe von Brennholz oder
Grundnahrungsmitteln, aber auch Wein oder
Bier.
Heute kann man sich das spartanische und
entbehrliche Leben im Mittelalter kaum mehr
vorstellen. Es bleiben uns die Fassaden der
Bauten als stille Zeugen dieser längst
vergangenen Zeit.
„Im Mittelalter bestand das Leben eigentlich
nur aus Arbeit – für Freizeit hatte man keine
Zeit“.
Jahrzehntelang wurde diese Aussage gemacht
und im Geschichtsunterricht verbreitet. Die die
Menschen im Mittelalter hatten durchaus
Freizeit. Zum einen war der Sonntag auch im
Mittelalter bereits ein arbeitsfreier Tag, zudem
gab es im Laufe des Jahres zahlreiche kirchliche
Fest- und Feiertage, an denen ebenfalls nicht
gearbeitet wurde.
Im Mittelalter gab es zum Zeitvertreib
Brettspiele wie Schach oder Backgammon. Die
Kinder spielten mit Holz- oder Knochenfiguren,
mit Murmeln oder übten sich im Reifentreiben.