Badturm

Der Badturm ist ein weiterer mittelalterlicher Wehrturm der Stadtmauer, der im 16. Jahrhundert zu Wohnraum umgebaut wurde. Seinen Namen erhielt er von der nahegelegenen oberen Badestube. Im Mittelalter verfügten die Häuser noch nicht über ein Badezimmer mit fließendem Wasser aus der Leitung, geschweige denn Dusche oder Badewanne. Für die alltägliche Körperhygiene wusch man sich mit Wasser und Bürste/Lappen an einem Waschtrog. Etwa alle 14 Tage hatte man ein Anrecht auf den Besuch eines öffentlichen Badehauses. Dieses wurde von dem Bader betrieben, einem mittelalterlichen Handwerk. Auch wenn Bäder sehr beliebt waren, hatte der Bader meist kein großes Ansehen in der Stadt, sondern wurde meist von den Bürgern gemieden, es war ein sogenanntes unehrbares Handwerk. Im Badehaus konnte man sich in den Wannen nicht nur waschen. Der Bader schnitt auch Haare, rasierte den Bart der Männer und kümmerte sich um kleinere medizinische Fälle – in Beilngries gab es im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit keinen Arzt. Viele mittelalterliche und frühneuzeitliche Badehäuser verfügten über mangelnde Hygiene, weshalb viele im 16. Jahrhundert geschlossen wurden. Im Badturm lebte zumindest zeitweise eine Hebamme bzw. Geburtshelferin. Auch sie wurden meist gemieden und von Männern sogar der Hexerei beschuldigt, da sie sich ja berufsbedingt nur um Frauen kümmerten. Im Mittelalter hatten fast immer die Männer das Sagen und die Frauen wurden unterdrückt. Dieses Weltbild wurde nicht nur von den weltlichen Herrschern vermittelt, sondern vor allem durch die Kirche vorgelebt. Frauen blieben zuhause und waren im gebärfähigen Alter fast permanent schwanger. Im Mittelalter war die Kindersterblichkeit noch viel höher als heute. Nur etwa die Hälfte der Kinder erreichte damals das 14. Lebensjahr. Die Frauen sorgten nicht nur für Nachwuchs, sondern kümmerten sich um den Haushalt und um die Erziehung der Kinder.