Marktplatz

Die Region rund um das heutige Berchtesgaden war noch zu römischer Zeit weitestgehend unbesiedelt. Vereinzelte römische Funde stammen höchstwahrscheinlich von durchziehenden Truppen, denn bisher wurden keine Siedlungsspuren aus dieser Zeit gefunden. Um das Jahr 700 wird die Region erstmals urkundlich erwähnt, als der bayrische Herzog Theodo II. (*vor 665, †um 717) dem ersten Salzburger Bischof Rupertus (*um 650, †718) zwei Almen in der Region schenkte. Damals war die schroffe und abweisende Gegend noch praktisch unbewohnt. Im frühen 12. Jahrhundert kamen der Überlieferung nach vier Augustinermönche im Auftrag des bayrischen Grafen Berengar I. von Sulzbach (*vor 1080, †1125) in das Berchtesgadener Land, um hier ein Kloster (Augustiner-Chorherrenstift) zu gründen und damit den Grundstein für die spätere Reichsprälatur Berchtesgaden (ab 1380) und die Fürstpropstei Berchtesgaden (ab 1559) zu legen. Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches bestand dieses religiöse Herzogtum (Klosterstaat), auch wenn es immer wieder von dem deutlich größeren und mächtigeren Salzburger Erzstift bedroht wurde. Rund um den langgezogenen Marktplatz liegen die Ursprünge des bürgerlichen Zentrums Berchtesgadens. Schon bald nach der Klostergründung ließen sich rund um das Kloster Bauern nieder, die in der Region Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie wurden auch gebraucht, denn das Land gehörte zwar dem Kloster, die Mönche bestellten es jedoch nicht selbst, sondern widmeten sich ihrem Glauben und überließen die Feldarbeit den Bauern. Es entstand eine Siedlung am Kloster. Ein langgezogener Marktplatz war im Mittelalter nichts Besonderes. Damals gab es das Konzept von Supermärkten, Kaufhäusern und Einkaufszentren noch nicht, stattdessen kauften die Bürger alle ihre Waren des täglichen Bedarfs auf dem zentralen Markt im Ort. Hier wurden viel mehr als nur Lebensmittel angeboten: Bauholz, Eisenwaren und vieles mehr. Der Markt war also entsprechend groß. Die heutigen Bauten am Marktplatz stammen aus den letzten 500 Jahren. Es sind Bürgerhäuser, die mit Wandmalereien reich verziert sind. Auf den ersten Blick ähneln die Kunstwerke den Lüftlmalereien, wie man sie aus dem Werdenfelser Land und der Region rund um den Schliersee und den Tegernsee kennt. Diese Art der Malerei stellt meist Heilige oder Schutzpatrone dar, zudem werden bei dieser Malerei die Fenster- und Türeinfassungen reich geschmückt. Diese Art der Malerei fand in Berchtesgaden jedoch bis auf wenige Ausnahmen keine wirkliche Tradition. Stattdessen haben die Malereien in Berchtesgaden eher dokumentarischen Charakter und berichten von historischen Ereignissen im Ort [vgl. Angerer (2007), S. 5]. Die meisten Malereien sind gar nicht so alt, sondern stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Der Name Berchtesgaden geht laut Überlieferung auf einen ersten Bauern mit dem Namen Berther oder Perther zurück, der hier zu Zeiten der Klostergründung gelebt hat. Das Wort „Gaden“ hat nichts mit einem Garten zu tun, sondern ist ein altes Wort für Hütte oder Stall.
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alte Ansicht von Berchtsgaden um 1816