Kirche Unser Lieben Frauen
Die Kirche Unser Lieben Frauen ist nach dem
Dom die zweitälteste Kirche in Bremen. Bei der
Gründung der Kirche hieß sie noch Marktkirche
St. Veit. Bereits um 1220 wurde sie in Sancta
Maria Bremensis, übersetzt „Unser Lieben
Frauen“, umbenannt.
Die erste, damals noch hölzerne Kirche, stand
hier möglicherweise schon um das Jahr 805.
Jahrhundertelang war die Kirche Unser Lieben
Frauen eine reich ausgestattete Ratskirche mit
eigenem Pfarrbereich und gehörte nicht zum
Dombezirk. Das Kircheninnere wurde nicht
durch die Bremer Bischöfe gestaltet, sondern
durch private Spenden und auf Initiative der
Bremer Bürger. Leider ist von dieser
Ausstattung nichts mehr erhalten geblieben,
vieles wurde im Zuge der Reformation
unwiederbringlich zerstört.
Die Kirche Unser Lieben Frauen war
jahrhundertelang die Ratskirche Bremens,
wodurch ihr weit mehr Aufgaben als das
Abhalten von Gottesdiensten zukam. Meist
begannen die Ratssitzungen des Stadtrats nicht
im Rathaus, sondern in der Kirche bei einem
gemeinsamen Gebet. Anschließend zog man
entweder in den Ratssaal um oder hielt die
Sitzung gleich in der Kirche ab. Hier hatte man
mehr Platz. Manchmal wurde in der Kirche
sogar Gericht gesprochen und die
Archivunterlagen aufbewahrt, da es hierfür im
Rathaus keinen Platz gab.
Weiterhin war die Kirche Unser Lieben Frau
jahrhundertelang das bürgerliche Zentrum
Bremens. Hier traf man sich nicht nur zum
Gebet, sondern kam ins Gespräch, feierte und
trauerte gemeinsam. Es war ein Ort, an dem
sich reiche wie arme Bürger der Stadt trafen.
Gebetet wurde immer zusammen, auch wenn
die verschiedenen Gesellschaftsschichten in der
Kirche räumlich getrennt waren: in den
Kirchenbänken fand die Mittelschicht Platz, die
Oberschicht hatte etwas abseits eigene
Kirchenbänke, während die Ärmsten im
hinteren Bereich der Kirche stehen mussten.
Unter der nordöstlichen Ecke der Kirche liegt
der sogenannte Beinkeller. Es wird davon
ausgegangen, dass der Raum im 12.
Jahrhundert gebaut wurde, die Wandmalereien
stammen aus dem 15. Jahrhundert. Trotz
mehrerer Versuche, das genaue Alter dieses
Raums zu bestimmen, ist es weiterhin unklar,
wann genau dieser Raum geschaffen wurde und
welches genaue Alter die Wandmalereien
haben.
Der Name Beinkeller hat folgende Bewandtnis:
Im Mittelalter lag rund um die Kirche ein großer
Friedhof. War auf dem Friedhof nicht mehr
ausreichend Platz, mussten ältere Gräber
aufgelöst werden. Da Knochen jedoch nicht so
schnell verrotten, wurden die Gebeine der
Verstorbenen gereinigt und im Beinkeller
gelagert. Die genaue Nutzungsart und -dauer
des Kellers als Beinkeller konnte bisher nicht
eindeutig geklärt werden.
Fiefenglocke
Als Fiefenglocke wird die kleine Glocke an der
Seite des Kirchturms der Kirche
Unser Lieben Frauen bezeichnet. Schon im
Mittelalter gab es diese Glocke. Sie
läutete am Sonntagmorgen um fünf Uhr. Das
Wort "fief" kommt aus dem
plattdeutschen und heißt "fünf" – daher der
Name. Die ärmsten der Gesellschaft
gingen damals schon um fünf Uhr in die Kirche,
um danach die Arbeit im Hause der
„Reichen“ zu erledigen – die Oberschicht ging
dann nach einem Frühstück gegen 10
in die Kirche.