An der Lahn
Die Lahn ist ein etwa 245 Kilometer langer
Nebenfluss des Rheins. Sie gilt als ein
vergleichsweise naturnaher Fluss, auch wenn
sie für die Schifffahrt durch mehrere Staustufen
aufgestaut wird. Seit dem Mittelalter nutzen die
Bürger von Dausenau den Fluss, beispielsweise
als Verkehrsweg für kleine Schiffe und Boote.
Vor allem die Treidelschifffahrt war in Dausenau
von großer Bedeutung.
Auf der Lahn mussten die Boote und Kähne
vom Land aus mit Tauen gezogen werden.
Dieses wird als Treideln bezeichnet. Die Pfade,
auf denen die Schiffe gezogen wurden,
bezeichnete man als Treidel- oder Leinpfade.
Der Name geht auf die Leinen und Taue zurück,
die am Schiff befestigt waren. Zunächst wurden
die Boote von Treidelknechten gezogen, später
halfen Reiter, die immer schwerer werdenden
Boote zu ziehen. Die Treidelknechte / Reiter
hatten immer ein scharfes Beil oder Messer
dabei, falls sie bei Gefahr das Seil kappen
mussten. Entlang der Treidelpfade gab es
natürlich keinen Bewuchs, erst recht keine
Bäume, in denen sich die Leinen hätten
verheddern können.
Auch die Fischerei war in Dausenau von großer
Bedeutung, insgesamt war Fisch im Mittelalter
ein wichtiges Lebensmittel. Da in der
christlichen Tradition Fisch nicht als Fleisch gilt,
konnte man diesen auch zu Fastenzeiten essen.
Das „Ritual“, freitags Fisch zu essen, leitet sich
beispielsweise vom Karfreitag ab.
Im Mittelalter hielten sich die Bürger penibel an
solche Regeln. Es zeigt den enormen Einfluss
der Kirche auf das damalige Denken und
Handeln der Bevölkerung. In den Messen und
Gesprächen in der Kirche wurde die
Bevölkerung zu bestimmtem Handeln animiert.
Oftmals waren die Handlungen im Sinne der
Kirche und festigten deren Macht im Land. Die
einfache Bevölkerung war diesem Tun meist
schutzlos ausgeliefert, denn die Verflechtungen
von Macht zwischen Staat und Kirche waren
noch viel enger als heute und wurden oft
benutzt, um den sozialen Missstand der
damaligen Zeit zu zementieren. Denn nur so
war es möglich, dass eine kleine Oberschicht in
Saus und Braus leben konnte, während die
meisten Bürger in großer Armut lebten.
Seit dem frühen 17. Jahrhundert ist eine
Fischerzunft in Dausenau belegt,
wahrscheinlich wird Fischfang jedoch schon viel
länger an der Lahn betrieben. Die Fischer
konnten jedoch nicht einfach ihrer Tätigkeit
nachgehen, sondern mussten sich hierfür eine
Genehmigung beim Landesherrn einholen: das
Fischereirecht. Es war eine Art Pacht für das
Fischen. Neben den jährlichen Kosten mussten
weitere Abgaben geleistet werden: so verlangte
der Stadtherr an Weihnachten einen großen
Lachs.
Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit
konnte man in der Lahn relativ große Lachse
fangen: bis zu einem Meter lange Fische mit bis
zu 25 Pfund (über 10 Kilogramm) waren
damals keine Seltenheit. Außerdem kamen in
der Lahn Edelkrebse vor. Sie lebten am
schattigen Ufer unter den Wurzeln der dort
wachsenden Bäume. Die Krebse wurden mit
Reusen oder sogenannten Krebstellern
gefangen. Im 18. Jahrhundert kam es zur
Krebspest an der Lahn, wodurch die Bestände
dort ausstarben.
Bis zur Begradigung der Lahn gab es zahlreiche
Inseln im Fluss, die einen vielfältigen
Lebensraum schufen.