Kinderzeche
Zwischen 2006 und 2009 wurde das Gebäude
grundlegend saniert und zu einem Museum und
begehbaren Magazin für die Kostüme der
sogenannten Kinderzeche umgebaut. Dieses
weit über die Grenzen von Dinkelsbühl
bekannte Fest hat seine Ursprünge in der Zeit
zwischen der Reformation und dem
Dreißigjährigen Krieg. Im Zuge der Reformation
entstanden in Dinkelsbühl katholische und
evangelische Schulen. Auch vor der Bildung
machte damals die Spaltung der Bürger keinen
Halt. Zunächst veranstaltete die katholische
Lateinschule eine Schulzeche, ein
Klassenausflug mit Vesper (heute würde man
Picknick sagen). Kurze Zeit später veranstaltete
auch die evangelische Schule einen Ausflug und
nannte es die Kinderzeche. Der Unterschied zur
katholischen Schulzeche war, dass zur
Kinderzeche Kinder aller Konfessionen kommen
durften. Daraus entwickelte sich über die Jahre
immer mehr ein Volksfest.
Im Jahr 1897 wurde erstmals ein „historisches
Festspiel“ mit Kostümen aus der Zeit des
Dreißigjährigen Krieges aufgeführt. Daraus
entstand die Kinderzeche. Inzwischen ist sie als
immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO
geschützt.
Heute erzählt man sich folgende Sage:
Die Stadt wurde von dem Schwedischen Heer
belagert, weshalb der Stadtrat tagte. In der
entscheidenden Ratssitzung sind sich die
Ratsherren jedoch uneinig darüber, ob man die
katholisch regierte Stadt (es waren damals
aber tatsächlich höchstens 30 % der Einwohner
katholisch) den evangelischen Schweden
überlassen oder Widerstand leisten sollte. Die
Ratsherren erkannten jedoch bald, dass es
aussichtslos war, gegen das Schwedische Heer
zu kämpfen. Der Stadtrat war nach längerem
Widerstand in der Hoffnung auf Schonung
bereit, die Stadt den Schweden zu übergeben.
Aus Unachtsamkeit hatte ein schwedischer
Unterhändler die Bemerkung gemacht, dass der
junge Sohn des schwedischen Heerführers kurz
zuvor gestorben sei. Lore, die Tochter des
städtischen Turmwächters, hatte davon
erfahren und schmiedete einen Plan…
Die Kinder der Stadt versammelten sich. Als
der schwedische Heerführer bei der Übergabe
der Stadt ankündigte, die Bewohner für ihren
Widerstand zu bestrafen, die Stadt mit seinen
Soldaten zu plündern und diese anschließend
zu zerstören, zog Lore mit den Kindern vor den
Heerführer und bat um Gnade für die Stadt -
um der Kinder willen. Der Anführer, durch den
Tod seines Sohnes noch in Trauer, war
daraufhin so gerührt, dass er Dinkelsbühl
tatsächlich verschonte.