altes Pfarrhaus

Das alte Pfarrhaus von Dornum wurde vor bzw. um 1500 errichtet und ist neben der Kirche (vgl. Station 11) eines der ältesten Bauten der Herrlichkeit. Im Mittelalter und der Neuzeit hatte das Pfarrhaus noch eine ganz andere Stellung in der Gesellschaft – bis ins 19. Jahrhundert war die Kirche eine der wichtigsten Institutionen des gesellschaftlichen Lebens. Auch im Bereich Bildung war die Kirche jahrhundertelang die prägende bzw. treibende Kraft. Im Mittelalter gab es in Dornum keine Schule. Damals konnten die wenigsten Bürger lesen oder schreiben, man benötigte es auch schlichtweg nicht, denn es gab - bis auf die Bibel - auch kaum Bücher. Die Bibel war zudem noch in lateinischer Sprache verfasst, die noch weniger Menschen beherrschten. Auch der Gottesdienst wurde in lateinischer Sprache abgehalten. Schule und Schulbildung war damals auf wenige Klosterschulen beschränkt, die für Kinder (meist nur Jungen) der gebildeten Oberschicht waren. Mit der Reformation im frühen 16. Jahrhundert änderte sich vieles in der Gesellschaft grundlegend, vor allem in den protestantischen Gebieten Deutschlands – wie beispielsweise in Ostfriesland. Damals wurden erste allgemeine Schulen eingerichtet, sodass es nach und nach zu einer Bildung breiterer Bevölkerungs- schichten kam. Weil Dornum damals kein eigenes Schulgebäude hatte, nutzte man das Pfarrhaus als Schulhaus. Hier wurden nun Jungen und Mädchen beschult – manchmal jedoch getrennt nach Geschlechtern. Es wurden vor allem religiöse Schriften unterrichtet, wie beispielsweise das Glaubensbekenntnis, die 10 Gebote oder das Vaterunser. Mit der Konfirmation endete meist auch der Schulbesuch der Kinder. Trotz einer allgemeinen Schulpflicht, gingen bei weitem nicht alle Kinder (nun Jungen und Mädchen) zur Schule. Viele Eltern schickten ihre Kinder nur unregelmäßig zur Schule. Gerade in der Erntezeit wurden sie auf den Feldern oder dem elterlichen Hof als Arbeitskraft benötigt.