jüdischer Friedhof
In der Herrlichkeit Dornum erlaubte die
Häuptlingsfamilie von Closter ab 1554, dass
sich zunächst nur eine jüdische Familie im Ort
niederlassen durfte.
Unter Haro Joachim von Closter (*1661,
†1728) wurde diese strikte Regelung des
„Einfamilienwohnrechts“ deutlich gelockert,
weshalb sich nach der Weihnachtsflut von 1717
deutlich mehr jüdische Bürger in Dornum
niederließen. Sie waren als Geldverleiher,
Handwerker, Händler und Schlachter tätig.
Durch diese in Ostfriesland vergleichsweise
liberale „Judenpolitik“ kam es in der kleinen
Herrlichkeit Dornum zu einem wirtschaftlichen
Aufschwung, wovon alle Bürger profitierten.
Im Jahr 1721 wurde der jüdischen Gemeinde
die Erlaubnis erteilt, am Rande der damals noch
deutlich kleineren Siedlung auf einer alten Wurt
einen jüdischen Friedhof anzulegen. Zunächst
war der Begräbnisplatz nur gepachtet, was
nach jüdischer Tradition eigentlich nicht
zulässig ist.
Das älteste Grab auf dem Friedhof ist das von
Aaron Levi (†1721). Gerade im 19. und frühen
20. Jahrhundert war es durchaus üblich, dass
die christliche Gemeinde auch den jüdischen
Bürgern die letzte Ehre erwies. Mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten im
Jahr 1933 wurde dies verboten.
Bis 1938 wurde der Friedhof genutzt, dann kam
es aufgrund der Gesetze der Nationalsozialisten
zur Schließung und dem Verkauf des Areals an
einen Nachbarn. Zwischen 1940 und 1945
wurden die Grabsteine des Friedhofs nach und
nach entfernt und an der Marktstraße gelagert,
glücklicherweise jedoch nicht zerstört.
Ursprünglich sollte der Friedhof nach dem
Entfernen der Grabsteine aufgelöst werden
(gepflügt werden), wozu es jedoch nicht kam.
Nach dem Ende des Krieges wurden die Steine
auf Anordnung der Alliierten zurückgestellt. Da
es keinen Plan der Gräber gab, konnten einige
Grabsteine nicht mehr zugeordnet werden. Ob
dies ohne den Druck der Alliierten geschehen
wäre, bleibt fraglich.
Ein jüdischer Friedhof wird immer für die
Ewigkeit angelegt. Folglich ist die Umbettung von
Toten und damit die Neubelegung von
Grabstätten nicht möglich. Wenn ein jüdischer
Friedhof nicht erweitert werden konnte und alle
Grabstellen belegt waren, hat man auf die
bestehenden Gräber Erde aufgeschüttet und
dann über den bestehenden Gräbern neue
angelegt. Dadurch kann es vorkommen, dass
Grabsteine unterschiedlicher Epochen sehr dicht
beieinanderstehen.