Synagoge

Mit der liberalen „Judenpolitik“ von Haro Joachim von Closter (*1661, †1728) wuchs die jüdische Gemeinde Dornums vergleichsweise rasch an (vgl. Station 5). Schon bald zählte sie zu den größten in Ostfriesland und hatte für Dornum auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Um 1730 lebten hier etwa zehn jüdische Händler mit ihren Familien. Zunächst gab es in einem Wohnhaus einen Betraum. Um 1841 wurde das Gebäude abgerissen und der heutige Synagogenbau errichtet. Besonders im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war die wirtschaftliche Situation im ländlichen Ostfriesland schlecht. Vor allem die arme Bevölkerung verließ die Region und emigrierte unter anderem in die USA. Zu dieser Zeit verließen auch viele jüdische Bewohner Dornum, sodass die Gemeinde in Dornum schrumpfte. Bis Ende 1933 war die jüdische Gemeinde schon um ein Drittel geschrumpft. Die heutige Kirchstraße hieß ursprünglich „Hohe Straße“ und wurde um/nach 1933 in „Adolf-Hitler- Straße“ umbenannt – unter anderem weil damals relativ viele jüdische Familien in dieser Straße wohnten. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich die Situation für die wenigen verbliebenen jüdischen Bürger rapide – die Zeiten des guten Zusammenlebens jüdischer und christlicher Bürger des 19. und frühen 20. Jahrhunderts waren vorbei. Ab 1935 gab es Aufrufe, jüdische Geschäfte zu boykottieren und damit die wenigen jüdischen Bürger Dornums aus der Gesellschaft zu drängen. Zwei Tage vor den Novemberpogromen von 1938 wurde die Dornumer Synagoge an einen Tischlermeister verkauft. Dadurch entging die Synagoge zwar der Brandschatzung, dennoch wurden beim Pogrom die Fenster eingeschlagen, Teile der Inneneinrichtung zerstört und auf dem Marktplatz verbrannt. Während der Pogrome von 1938 lebten gerade einmal 15 jüdische Bürger in Dornum. Sie wurden damals festgenommen und nach Norden verschleppt. Anschließend wurden sie in die Konzentrationslager gebracht, wo man viele von ihnen ermordete. Von den um 1933 in Dornum noch lebenden jüdischen Bürger verloren rund die Hälfte ihr Leben in den Konzentrationslagern. Mit den Pogromen von 1938 wurde fast 300 Jahre jüdisches Leben für immer zerstört. Bis 1990 diente die ehemalige Synagoge als Möbellager. Erst im Jahr 1991 wurde die Synagoge umfassend saniert. Es ist die einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Synagoge Ostfrieslands. Heute befindet sich hier ein bedeutender Gedenkort und wichtige Informationsstätte für jüdisches Leben und jüdische Geschichte in Dornum und die Region.
Möglicherweise gab es in der Synagoge auch eine Mikwe: Bei Sanierungsarbeiten 1991 wurde ein 2,50 m × 3,50 m großer und etwa 2,4 m tiefer Schacht entdeckt. Die Stufen im Schacht waren in schlechtem Zustand. Dieser Schacht wurde damals verfüllt.