Geestkliff

Vom Startpunkt der Tour aus hast du - für norddeutsche Verhältnisse - etwas an Höhe gewonnen und befindest dich nun deutlich oberhalb der der Salzwiesen und der angrenzenden Nordsee. Bei diesem „Aufstieg“ hast du den Höhenunterschied von der Marsch auf die Geest überwunden. Nun stehst du am wattseitigen Rand des jahrtausendealten Geestplateaus der Hohen Lieth, welches hier direkt an die Nordsee grenzt und ein natürliches Geestkliff bildet. Der Kern des Geestplateaus der Hohen Lieth wird durch Grundmoränenmaterial gebildet. Über die Jahrtausende verwitterte dieses Grundmoränenmaterial, man spricht von sogenanntem Geschiebelehm. Auf diesem Moränenmaterial liegen teils mehrere Meter Sand, die durch den Wind auf der Ebene vor der Geest mobilisiert und hier wieder abgelagert wurden. Es entstand eine große Sandlandschaft aus Binnendünen. Vor etwa 5.000 bis 2.700 Jahren entstand die heutige Küstenlinie. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Meeresspiegel etwa sein heutiges Niveau erreicht und die Wellen brandete an die Ausläufer der Hohen Lieth, dem Geestrand. Im Laufe der Zeit nagten die Wellen der Nordsee beständig am Geestrand, sodass sich über Jahrtausende eine Abbruchkante bzw. ein Kliff formte. Das Material brach vom Rand der Geest ab und wurde von den Fluten der Nordsee weggespült. Vor allem bei Stürmen erreichten die Wellen der Nordsee immer wieder den Rand der Geest und formten so mit der Zeit (über Jahrhunderte/Jahrtausende) das heutige Geestkliff. Sein heutiges Aussehen erhielt das Geestkliff jedoch erst in den letzten etwa 60 Jahren. Nach der schweren Sturmflut von 1962 wurden an der Seeseite der Salzwiesen sogenannte Sommerdeiche errichtet. Diese Sommerdeiche schützen nicht nur die vor dem Kliff befindlichen Salzwiesen, sondern bremsen auch die Kraft der Wellen der stürmischen Nordsee – beispielsweise im Winterhalbjahr. Damit erreichen heutzutage auch bei schweren Winterstürmen kaum mehr starke Wellen das Kliff. Mit dem Bau der Sommerdeiche wurde die Kliffkante inaktiv. Pflanzen siedelten sich an und überwuchsen die Kliffkante. Heute ist sie kaum mehr als steile Abbruchkante zu erkennen. Sie bildet stattdessen einen vergleichsweise sanften Übergang zu den angrenzenden Salzwiesen und ist daher nicht mehr so klar in der Landschaft zu erkennen.
Der Sand unter deinen Füßen lag nicht immer hier. Doch eine ganz exakte Antwort, woher der Sand nun genau kommt, ist schwierig. Es gibt vier unterschiedliche Erklärungen: 1. Die Sandkörner stammen von eiszeitlichen Dünen. Als sich hier in der letzten Eiszeit eine Tundra befand, wehten starke Winde, die natürlich auch Sand aufwirbelten. Auf diese Weise entstanden eiszeitliche Binnendünen. 2. Die Theorie der Binnendünen kennst du jetzt bereits. Diese Binnendünen waren im 18. / 19. Jh. wieder in Bewegung, als weite Teile der Region abgeholzt wurden und Wind den offenliegenden Sand zu Dünen aufwehte. 3. Die Sandkörner wurden einst von Gletschern hierher transportiert und sammelten sich auf der Fläche, wo du aktuell die Nordsee sehen kannst. Der Wind hat diesen Sand dann davongetragen. Hier auf dem Kliff nahm der Wind deutlich ab und die Sandkörner fielen zu Boden. 4. Es handelt sich um Sandkörner von einer sogenannten Kliffranddüne. Die Bildung einer Kliffranddüne kannst du in der Grafik nachvollziehen. Der Wind traf auf das freiliegende Kliff und löste kleinere und größere Sandkörner. Größere Körner fielen nach unten, feineres Material sammelte sich direkt am Kliffrand. Es bildeten sich Kliffranddünen. Dieses Phänomen kann man an andernorts an Kliffrändern entdecken. Es ist allerdings unklar, ob es solche Kliffranddünen auch hier in Cuxhaven gab, denn die Wellen der Nordsee hätten diese nach und nach zerstört. Wissenschaftliche Untersuchungen könnten diesbezüglich Licht ins Dunkle bringen.
 OpenStreetMap contributors
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Querschnitt einer Kliffranddüne. Bildungsprozess: Starker Wind löst Sandkörner aus dem Kliffrand. Sind diese schwerer [1], fallen sie hinab. Die Ansammlung nennt man Kliffhalde [2]. Leichtere Sandkörner [3] werden auf das Kliff transportiert und bilden sogenannte Kliffranddünen [4].
Wind 3 2 1 4
Grafik angelehnt an Kliewe (2000)
4
3
2
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