lichter Wald
Auf der linken Seite öffnet sich der Wald und
bildete eine fast offene Landschaft, die entfernt
an eine Parkanlage erinnert. Der Boden ist mit
Gräsern und Farnen bewachsen, es hat nur
wenig mit einem dichten, „typischen“ Wald zu
tun, wie man ihn sich oft vorstellt. So oder so
ähnlich sah wahrscheinlich unsere mittel-
europäische Landschaft aus, bevor wir mit dem
Beginn der Industrialisierung unsere Landschaft
komplett veränderten. Offene Wälder mit
ausgedehnten, schattigen Wiesen waren ideal
als Weidegründe für die mittelalterliche
Viehhaltung (Waldweiden). Diese Landschaft ist
einem im ersten Moment fremd und
ungewohnt, denn sie ist etwas wild und wirkt
unaufgeräumt.
Die meisten unserer Landschaften sind
inzwischen durch unser Wirtschaften so stark
geprägt, dass wir ihre Ordnung und das
Aufgeräumte als natürlich wahrnehmen. Damit
entfremden wir uns ganz unbewusst immer
mehr von der Natur und ihrer natürlichen
Unordnung. Diese lichte Landschaft erinnert
entfernt an eine Savanne und war
jahrtausendelang das natürliche und vertraute
Lebensumfeld.
In unserer heutigen Agrarlandschaft – man
könnte sie auch als Industrielandschaft
bezeichnen – fehlt dieser offene Landschaftstyp
komplett. Da solch eine Umgebung
jahrtausendelang unsere Lebensumfeld prägte,
passten sich viele unserer heimischen Tiere und
Pflanzen an diese ideal an. Das Fehlen führte
dazu, dass die Flora und Fauna mit den neuen
Gegebenheiten - evolutionsbiologisch
betrachtet - relativ schnell zurechtkommen
musste. Dies ist vielen in den letzten etwa 300
Jahren auch ganz gut gelungen. Wer es jedoch
nicht schafft, sich an unsere moderne
Industrielandschaft anzupassen, stirbt eben
aus. Damit trägt unsere Kulturlandschaft
maßgeblich zur heutigen Biodiversitätskrise bei.