Stadtmauer

Die Geschichte der Einbecker Stadtmauer ist eng mit der Stadtentstehung verbunden. Ursprünglich gab es zwei mittelalterliche Siedungskerne: rund um die Kirche St. Alexandri und rund um den heutigen Altstadt- Markt (Marktsiedlung vgl. Station 1). Diese beiden Siedlungskerne waren durch die Aue des Krummen Wassers voneinander getrennt. Im Bereich der heutigen Straße „Krumme Brücke“ gab es eine Furt, die die beiden Siedlungen miteinander verband. Nachdem das Krumme Wasser ab etwa 1230 verlandete bzw. trockengelegt wurde, wuchsen die beiden Stadtkerne zusammen. Nach der Erweiterung Einbecks um die südlich liegende Neustadt um 1230/1240 wurde die junge Stadt komplett befestigt. Zunächst hob man einen 11 bis 16 Meter breiten und etwa vier Meter tiefen Graben aus und flutete ihn mit Wasser. Auf der Innenseite des Grabens errichtete man eine Wehranlage aus Erdwällen und Palisaden. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts ersetzte man die Erdwälle und Palisaden durch eine Stadtmauer aus Steinen mit mindestens 22 Wehrtürmen, Stadttoren und einem umlaufenden Wehrgang. Um 1264 wurde der Baufortschritt der Stadtmauer urkundlich belegt. Die Stadtmauer hatte eine Länge von etwa 2,2 Kilometern. Um 1756 wurde für die Stadtmauer eine Höhe von 20 bis 30 Fuß angegeben, was 5,82 bis 8,73 Metern entspricht. Schon im Mittelalter war dies eine beachtliche Höhe für eine Stadtmauer. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhundert wurde die Stadtmauer mehrfach verstärkt, beispielsweise durch neue Zwingeranlagen. Die mittelalterliche Stadtmauer hatte mehrere Funktionen: Die wichtigste Aufgabe war der Schutz der Bürger vor Feinden und Räubern. Im Mittelalter zogen oft Wegelagerer und Banden durchs Land und überfielen gerne kleinere Dörfer, Höfe oder auch Klosteranlagen in Alleinlage. Die gut geschützten Städte mit den wehrhaften Mauern hingegen wurden von den Räuberbanden gemieden, denn dort hatten sie kaum Chancen. Daher wurden die Mauern von den Stadtbürgern auch fortlaufend in Schuss gehalten, auch wenn dies hohe Kosten und viel Arbeit bedeutete. Außerdem konnte man über die Tore den Zugang zur Stadt kontrollieren. Der Stadtrat hatte auf diese Weise immer den Überblick, welche Bürger sich in der Stadt befanden, bzw. wann diese verlassen wurde. Auswärtige Händler hingegen, mussten an den Stadttoren den sogenannten Stadtzoll entrichten, um diese zu passieren und ihre Waren auf den Märkten anbieten zu dürfen. Ab dem späten 18. Jahrhundert, aber vor allem im Laufe des 19. Jahrhundert, wurde die Stadtmauer nicht mehr benötigt und verfiel zunehmend. Zahlreiche Abschnitte der Mauer wurden abgebrochen, um der wachsenden Stadt nicht im Wege zu sein. Heute sind nur noch wenige Abschnitte der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten. Hinter der Kirche St. Alexandri sind die Reste von zwei Mauertürmen erhalten. Dem Turm beim „Stiftsplatz 6“ fehlt das oberste Geschoss. Vom sogenannten Knochenturm ist nur noch der unterste Teil erhalten ist. Er befindet sich auf einer kleinen Anhöhe, diese ist jedoch erst dadurch entstanden, als der Bereich rund um den Turm im Zuge des Abbruchs der Stadtmauer 1870 abgetragen wurde.
Früher wurde der Knochenturm als Pulverturm bezeichnet. Als der Stadtmauerturm nicht mehr benötigt wurde bekam er eine neue Funktion und damit auch seinen heutigen Namen. Auf der Rasenfläche rund um St. Alexandri lag ursprünglich der Friedhof des Stifts. Als der Stadtmauerturm nicht mehr zur Verteidigung eingesetzt wurde, nutzte man ihn als Beinkeller. Hier wurden die Gebeine der Toten aufbewahrt, nachdem man ihre Gräber auf dem Friedhof aufgelöst hatte. Solche Beinkeller waren auf viele Friedhöfen üblich und zu dieser Zeit nichts Besonderes.
Knochenturm
Stadtmauerturm
Stadtmauer mit Kirchen und Kirchspiel Abbildung in Anlehnung an Kellmann [2017]
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Neustädter-Kirchspiel
Markt-Kirchspiel
Münster-Kirchspiel
Stiftsbezirk