Brauhaus oder Bude

Eines der wichtigsten Exportgüter des mittelalterlichen Einbecks war das Bier, welches jahrhundertelang die Wirtschaft in der Stadt bestimmte und den Bürgern zu großem Reichtum verhalf. Besonders zwischen etwa 1350 und 1600 boomte das Geschäft mit dem Bier. Um neue Absatzmärkte in Deutschland (z.B. Hamburg) und Europa zu erschließen wurde Einbeck zeitweise auch Teil des Hansebundes. Im 15. Jahrhundert gab es in Einbeck etwa 700 Braustellen und Brauhäuser. Der Hopfen wurde rund um Einbeck angebaut und 1324 erstmals urkundlich erwähnt. Allerdings war der Handel mit dem Hopfen, also der wichtigsten Zutat, nicht erlaubt. Aus diesem Grund musste jeder Brauer seinen eigenen Hopfen anbauen. Das Bierbrauen in Einbeck war jedoch nicht nur ein bedeutendes Gewerbe, sondern direkt mit dem Einbecker Bürgerrecht verknüpft. Wer in Einbeck eine Hausstelle besaß, konnte das Bürgerrecht erhalten und dann auch Bier brauen. Deshalb waren die Brauer eher wohlhabende Bürger der Stadt, wobei das Bierbrauen oft im Nebenerwerb ausgeübt wurde. Weil man das Bürgerrecht allerdings auch durch Geld oder automatisch nach einigen Jahren erhielt, gab es Brauer in allen gesellschaftlichen Schichten. Von dem Erfolg der Brauer profitierten auch viele kleinere Handwerker wie Böttcher, Knechte, Köhler, Kupferschmiede und Fuhrleute. Sie gehörten der untersten gesellschaftlichen Schichten in der Stadt an. Sie hatten oftmals kein vollwertiges Bürgerrecht, sondern waren sogenannte Bodener mit minderwertigen Bürgerrechten. Die florierende Wirtschaft führte ab Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer Verdichtung der Bebauung in Einbeck. Auf den kleinen Grundstücken zwischen den großen Bürgerhäusern oder in deren Gärten entstanden kleinere Gebäude, die sogenannten Buden, wo die bereits erwähnten Bodener lebten. Mitte des 15. Jahrhundert gab es etwa 500 Buden in der Stadt. Auch das Recht der Bodener musste erworben werden, Mägde und Knechte erhielten es nach 10 Jahren automatisch. Mit diesem minderen Stadtrecht war es ihnen dann erlaubt, eine Bude zu erwerben. Mit viel Glück konnte ein Bodener auch das volle Stadtrecht und damit Braurecht erwerben und damit zu einem „vollen“ Bürger der Stadt werden. Im Mittelalter war vor allem die Gebäudehöhe das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für den sozialen Stand eines Hausbewohners. Die großen Bürgerhäuser waren deutlich breiter und höher als die einfachen Buden der Unterschicht. An dieser Stelle stehen sich eine Bude und ein Wohnhaus eines Brauers fast gegenüber. Man erkennt, dass die Buden zwischen die Bürgerhäuser gesetzt wurden, womit automatisch der Entwicklung von reichen und armen Vierteln in der Stadt vorgebeugt wurde. Das Gebäude, welches heute als Stadtmuseum (Auf dem Steinwege 11) genutzt wird, ist das größte und bedeutendste Patrizierhaus Einbecks und stammt aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1540. Bei dem Gebäude ist der für diese Zeit in Einbeck so typische Stubenerker erhalten. Auf der anderen Straßenseite steht eine Bude (Auf dem Steinwege 14), welche um 1563 errichtet wurde. Das Gebäude ist deutlich kleiner und bescheidener gestaltet und hat nur zwei Etagen. Sein heutiges Aussehen erhielt das Haus im Laufe des 18. Jahrhunderts.
die Hausgrößen geben Aufschluss über die soziale / wirtschaftliche Stellung des Besitzers Abbildung in Anlehnung an Heege [2002]
Bude
ehemaliges Brauhaus, heute Stadtmuseum