St. Jacobi

Die Kirchengeschichte von Einbeck ist komplex, denn jahrhundertelang wurde sie vom Stift St. Alexandri bestimmt. Sie ist die älteste Kirche der Stadt und gilt als Gründungskirche Einbecks. Mit der Entstehung der Marktsiedlung im 12. Jahrhundert (vgl. Station 1) wurde an der Stelle der heutigen Kirche St. Jacobi eine erste Marktkirche errichtet. Mit dem Ausbau der Neustadt gab es dort eine zweite Kirchengemeinde. Zusätzlich entstand am Möncheplatz eine dritte Gemeinde. Damit gab es im mittelalterlichen Einbeck drei Pfarrkirchen mit in etwa gleich großen Kirchengemeinden und das Alexandri-Stift mit eigener Stiftsfreiheit. Jede der Stadt- bzw. Pfarrkirchen hatte ein eigenes, abgegrenztes Kirchspiel innerhalb der Stadt. Durch diese Kirchspiele war es den Bürgern nicht freigestellt, wo sie zur Kirche gingen, sondern sie mussten sich an die entstandenen Kirchspielgrenzen halten. Das Kirchspiel von St. Jacobi (Markt- Kirchspiel) umfasste die Gassen und Straßen rund um den Marktplatz bzw. rund um St. Jakobi. Über die Baugeschichte von St. Jakobi ist bis heute nur wenig bekannt, auch wenn es in den letzten 20 Jahren zu umfassenden Sanierungen und damit Untersuchungen des Gebäudes kam. In den Archiven gibt es hingegen kaum Unterlagen zur Kirche. In einer Urkunde von 1238 wird indirekt ein Kirchenbau am Markt erwähnt. Erst 1327 wurde die Marktkirche bzw. St. Jacobi erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige Kirchenbau entstand wahrscheinlich ab etwa 1270, wurde jedoch in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder teils umfassend umgebaut. Die Seitenschiffe und das steinerne Gewölbe stammen aus dem späten 14. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde der Kirchturm deutlich erhöht, dadurch veränderten sich die Spannungen im Fundament, sodass sich der Turm langsam nach Westen neigte. Durch diese Neigung kam es im Kirchenschiff mehrfach zu Rissen in den Seitenwänden und dem Gewölbe, was zu wiederkehrenden Sanierungen führte. Im Jahr 1741 wurde eine barocke Stützfassade an den Turm gesetzt, die das weitere Neigen des Turmes verhindern sollte. Seitdem ist der Turm zwar stabil, steht jedoch etwa 1,50 Meter aus dem Lot. Daher wird er manchmal auch als „Schiefer Turm von Einbeck“ bezeichnet.
Stadtmauer mit Kirchen und Kirchspielen Abbildung in Anlehnung an Kellmann [2017]
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Neustädter-Kirchspiel
Markt-Kirchspiel
Münster-Kirchspiel
Stiftsbezirk
Die Neigung des Kirchturms kann man mit etwas Abstand recht gut erkennen.