ehem. Clarissinnen Kloster

Mit der Verleihung der erweiterten Stadtrechte von 1279 erhielt die Bürgerschaft von Einbeck weitreichende Befugnisse und erlangte weitgehende Unabhängigkeit vom Landesherrn. Die Bürgerschaft konnte vergleichsweise frei agieren – was in der damaligen Zeit nur wenigen möglich war. Um dennoch die Kontrolle über die Stadt und Bürgerschaft zu bewahren, lag die Hoheit über die Kirchen und anderen klösterlichen Einrichtungen Einbecks weiterhin beim Landesherrn. Vor allem unter Heinrich I. von Braunschweig-Grubenhagen (*1267, †1322) kamen mehrere Orden in die Stadt und errichteten teils gegen den Willen der Bürgerschaft Niederlassungen. Auf diese Weise behielt der Landesherr die Kontrolle über seine Gefolgschaft, der Bürgerschaft Einbecks. Gerade im Spätmittelalter hatte die Kirche durch ihre Institutionen (z. B. Kirchen, Klöster, Klosterhöfe) weitreichende Macht über die Bürger in den Städten. Damals ging es, wie immer, um Einfluss und Geld. Durch die damals aufstrebende Bürgerschaft drohte dieses eingespielte System ins Wanken zu kommen. Daher investierte die Kirche damals große Mengen Geld um die Heiligenverehrung in der Gesellschaft zu stärken. Es entstanden neue Wallfahrten, unter anderem durch zahlreiche Wunder, die in Kirchen und Klöstern stattgefunden haben sollen. Zusätzlich wurden massenweise Ablassbriefe veräußert. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Clarissinnen Klosters (auch Klarissen-Kloster oder Beginenhof genannt), welches um 1471 erstmals erwähnt wurde. Dieser kleine Frauenkonvent war ein Bettelorden, der nach den Regeln der Franziskaner lebte. Die Beginen kümmerten sich vor allem um die Armenpflege in Einbeck. Der Konvent hatte nie eine Klosterkirche oder einen Kreuzgang, sondern lebte in dem bis heute erhaltenen Fachwerkhaus in der Maschenstraße 9. Ursprünglich war das Haus von großen Freiflächen umgeben, die als Klostergarten dienten. Mit der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, die verbliebenen Beginen erhielten jedoch lebenslanges Wohnrecht in dem Haus, welches mit der Reformation in städtischen Besitz übergegangen war. Nachdem die letzte Bewohnerin um 1582 gestorben war, wurde das Haus an eine Privatperson verkauft. Wenige Jahre später, um 1585, wurde das Haus umgebaut. Trotz dieses Umbaus hat es sich sein mittelalterliches Aussehen bewahrt.
Seitenansicht mit Bruchsteinen
Ansicht des ehemaligen Clarissinenklosters