Hospital St. Spiritus
Das Hospital St. Spiritus, auch Hospital zum
Heiligen Geist genannt, liegt etwas versteckt im
Altstadtstraßengewirr. Im frühen 13.
Jahrhundert befand sich dieser Bereich am
Rande der mittelalterlichen Marktsiedlung
direkt an der Aue des Petersilienwassers. Ab
etwa 1230 wurde der Bach umgeleitet und das
Areal bebaut. Zunächst standen hier einfache
Wohnhäuser. Um 1274 wurde auf diesem Platz
das Hospital St. Spiritus durch den damaligen
Landesherrn, Albrecht I. der Große (*1236;
†1279), gegründet und finanziert. Er war
Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und ein
großer Förderer von Einbeck. Die Stadt war
damals eine der südwestlichsten seines
Herzogtums und damit für den Landesausbau
von Bedeutung.
Außerdem förderte der lokale Adel den Bau des
Stifts, vor allem die Familie von Junge, die im
Steinhaus am Markt wohnte (vgl. Station 1).
Ihr Familienwappen findet man bis heute über
dem Eingang zur Kapelle.
Das Hospital St. Spiritus war jahrhundertelang
eine bedeutende karitative Einrichtung in
Einbeck. Hier wurden arme, alte und kranke
Bürger der Stadt gepflegt, es war ein
mittelalterliches Pflegeheim.
Im Mittelalter hatte jede größere Stadt ein
solches Spital. Es war eine Zeit umfassender
gesellschaftlicher Veränderungen. Ab dem 13.
Jahrhundert wurden Städte zu wirtschaftlichen
Treibern des Landes, weshalb es viele
Menschen dorthin zog. Sie flohen vor dem oft
ärmlichen und unfreien Landleben und hofften
auf ein besseres Leben in der Stadt. Es kamen
allerdings auch Menschen die Hilfe benötigen.
Die meisten Bürger mussten sich in das Spital
gegen eine einmalige Gebühr einkaufen, also
einen Platz im Spital erwerben. Den Platz
erhielten sie dann jedoch auf Lebenszeit.
Durch den Stadtbrand von 1540 wurden große
Teile des Spitals zerstört. Daher ist heute nur
noch die mittelalterliche Spitalkirche erhalten.
Sie ist sehr klein und hat einen unregelmäßigen
Grundriss. Damals, im späten 13. Jahrhundert,
war der Platz innerhalb der Stadtmauer
begrenzt, sodass man beim Bau von Gebäuden
den vorhandenen Platz ideal nutzen musste.
Dadurch erhielt die Kirche ihren etwas
seltsamen Grundriss. Mit der Reformation
wurde die Kirche säkularisiert und die Krypta
nach und nach mit Müll, der im Spitalbetrieb
anfiel, verfüllt. Spätere archäologische
Untersuchungen des Mülls ergaben, dass dieser
vor allem aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Gegen Ende des 19. Jahrhundert wurde die
Kirche umfassend saniert und zu einem
Museum umgebaut. Zu dieser Zeit entstanden
auch die an die Kapelle angrenzenden
Hospitalbauten. Sie wurden von dem
bekannten in Einbeck geborenen Architekten
Conrad Wilhelm Hase (*1818, †1902) im
neogotischen Stil errichtet und 1865
eingeweiht. Hase war ein sehr angesehener
Architekt, der unter anderem die Hannoversche
Architekturschule gründete und Mitglied der
Königlich Preußischen Akademie der Künste in
Berlin war. Er setzte sich schon im späten 19.
Jahrhundert für den Erhalt historischer
Bausubstanz ein und gilt damit als Vordenker in
der Denkmalpflege. In Einbeck und Hildesheim
wird er seit 1888 als Ehrenbürger gewürdigt.
ungefähre Lage des mittelalterlichen Spitals
mit Kapelle
Abbildung in Anlehnung an Hege [2002] und Kellmann [2017]
Das Leben im Einbecker Spital war kein
Zuckerschlecken. Nur Bewohner mit Kochdienst
durften in der warmen Küche neben dem Feuer
sitzen. Auf den Zimmern war offenes Feuer und
Kochen verboten. In den Kammern wird es vor
allem im Winter ziemlich kalt gewesen sein.
Dies war allerdings in den Wohnhäusern der
Bürger meist auch nicht anders. In vielen
Häusern gab es nur einen geheizten Raum.
Anbau im neogotischen Stil vom Architekten
Conrad Wilhelm Hase