Einbecker Blaudruck

Direkt am Möncheplatz steht die Einbecker Blaudruckerei, die älteste ihrer Art in Europa. Seit der Gründung als Färberei im Jahr 1638 bis 2005 war sie in Besitz der Färberfamilie Wittram. Zunächst war es eine klassische Küpenfärberei, die Tuche und Wolle mithilfe von Pflanzenfasern färbte. Dazu wurden die zum Färben genutzten Pflanzen in großen Töpfen aufgekocht, den sogenannten Küpen. Auf diese Weise wurden die Farbstoffe im Wasser gelöst und man konnte die Pflanzenteile herausfiltern. Anschließend tauchte man die vorher gebeizten Stoffe oder das Wollgarn in das Wasser. Nach etwa einer Stunde Kochzeit hatten die Fasern die jeweilige Farbe angenommen. Durch längeres Kochen erzielte man keine intensivere Färbung. War dies erwünscht, war ein weiterer Färbevorgang vonnöten. Im späten 17. Jahrhundert änderte sich das Färben von Stoffen grundlegend, Importe gefärbter Stoffe aus Übersee nahm immer mehr zu. Dadurch wurden die heimischen Färber vor große Herausforderungen gestellt, denn die Stoffe aus Übersee waren kostengünstiger und oftmals farbkräftiger. Zu dieser Zeit eröffnete in Amsterdam eine erste Färberei, welche in Europa erstmals die neue Färbetechnik des Blaudrucks nutzte, die sogenannte Reservetechnik. Dieses indirekte Färbeverfahren nutzt ein farbabweisendes Mittel: es wird als Papp bezeichnet. Das Papp wird auf ein hölzernes Druckmodell (das sogenannte Model) gestrichen und dann auf den Stoff übertragen. Durch das Papp nehmen diese Bereiche keine Farbe auf, es wird ein Muster erzeugt. Nach dem Färben wurde das Papp wieder vom Stoff gelöst und das Muster wurde sichtbar. Auch die Einbecker Färberfamilie Wittram spürte die Veränderung in der Branche. Hans Heinrich Wittram begann daher um 1700 mit dem Blaudruck zu experimentieren und begründete damit die Einbecker Blaudruckerei. Diese befand sich zunächst in der Wolperstraße. Um 1796 kaufte der damalige Blaudrucker Georg Friedrich Wittram das heute erhaltene, um 1739/1741 errichtete Hauptgebäude am heutigen Möncheplatz. Als er eine neue, größere Mangel benötigte (die bis heute erhalten ist), entstand rechts das Mangelgebäude. Mit dem Bau der Tordurchfahrt um 1804 wurden beide Häuser miteinander verbunden. Um 1886 wurde ein erstes Ladengeschäft eröffnet und schon bald erweitert. Bis heute arbeitet die Einbecker Blaudruckerei nach der alten Handwerkstechnik. Inzwischen hat die Blaudruckerei zahlreiche historische Model angesammelt, die weiterhin verwendet werden. Viele der ursprünglichen Gerätschaften sind noch immer in Benutzung. So findet man unter dem barocken Mansardendach des Mangelbaus die alten Trockenböden, wo bis heute die Stoffe zum Trocknen hängen.
Ensemble am Möncheplatz: Hauptgebäude , Mangel und Verbindungsbau