Judenstraße
Einbeck blickt auf eine lange jüdische
Geschichte zurück, bereits im späten 11.
Jahrhundert gab es hier eine jüdische
Gemeinde, noch bevor Einbeck zur Stadt
erhoben wurde. Damit ist sie eine der ältesten
jüdischen Gemeinden in der Region. Bei den im
Zusammenhang mit den Kreuzzügen
stattfindenden Pogromen kam es 1297/1298
auch in Einbeck zu teils tödlichen Übergriffen
auf die damalige kleine jüdische Gemeinde. Es
zeigt, wie tief der Antisemitismus in der
Geschichte verwurzelt ist. Über weitere
Pogrome vor allem während der Pestjahre von
1349/1350 ist aus Einbeck nichts überliefert.
Um 1355 wird erstmals eine jüdische Schule
(die sogenannte „Jodenscole“) und eine erste
Synagoge erwähnt. Diese lag vermutlich in der
Judengasse 4. Obwohl die Judengasse ihren
Namen vermutlich aufgrund des Standortes der
Synagoge bekam, gab es im (spät-)
mittelalterlichen Einbeck nie ein jüdisches
Ghetto. Jüdische und christliche Bürger lebten
friedlich zusammen. Dennoch waren die
jüdischen Bürger nicht mit den christlichen
gleichgestellt, auch wenn sie in Einbeck
Stadtbürger werden konnten und Haus und
Grund erwerben durften. Sie lebten unter dem
Schutz der Herzöge von Braunschweig-
Grubenhagen und mussten entsprechende
Schutzzahlungen leisten, das sogenannte
Judenregal.
Ab der Reformation änderte sich das Verhältnis
von jüdischen und christlichen Bürgern
grundlegend. Damals predigten die Pfarrer der
Stadtkirchen immer stärker gegen jüdische
Mitbürger und vergifteten damit das Verhältnis
zu ihnen. Vor allem durch die fanatischen
Predigten des Johann Velius (*1545, †1631) an
der Marktkirche wurden die jüdischen Bürger
aus der Stadt vertrieben. Um 1580 verließ der
letzte jüdische Bürger die Stadt, womit die
mittelalterliche jüdische Gemeinde ein Ende
fand. Für etwa 100 Jahre lebte kein jüdischer
Bürger mehr in Einbeck.