jüdische Geschichte
Eltville blickt auf eine lange jüdische Geschichte
zurück, die bereits im frühen 14. Jahrhundert
begann. Vor bzw. um 1330 wurden erste
jüdische Familien in der Stadt erwähnt. Bis ins
19. Jahrhundert lebten jedoch nie mehr als ein
paar Dutzend jüdischer Bürger in Eltville,
weshalb es jahrhundertelang keine Synagoge
im Ort gab.
Auch wenn die jüdische Bevölkerung in der
absoluten Minderheit war, wurde sie schon früh
zum Sündenbock gesellschaftlicher Probleme
gemacht. Während des Pestpogroms von
1348/1349 wurden mehrere unschuldige
jüdische Bürger ermordet und weitere aus der
Stadt vertrieben. Dennoch kehrten schon 1354
einige wenige jüdische Familien zurück nach
Eltville. Für die darauffolgenden Jahrhunderte
lassen sich kaum Zeugnisse jüdischen Lebens
in Eltville finden. Vermutlich gab es ein paar
Familien, die relativ gut integriert waren, aber
nicht weiter erwähnt wurden.
Ab etwa 1787 wuchs die Zahl der jüdischen
Bürger in der Stadt an und es entstand ein
erster Betraum in einem jüdischen Privathaus.
Etwa 50 Jahre später, um 1831 kaufte die
jüdische Gemeinde das Haus „Schwalbacher
Straße 3“ und ließ es zu einer Synagoge
umbauen. Durch den damaligen Umbau
entstand das bis heute erhaltene,
klassizistische Gebäude.
Im Laufe der Zeit wuchs die kleine Gemeinde
an: um das Jahr 1895 lebten etwa 58 jüdische
Bürger in Eltville, was damals etwa 1,6 % der
Stadtbevölkerung entsprach. Viele der
jüdischen Händler, Handwerker oder Metzger
waren gut in die Gesellschaft integriert und ihre
Arbeit wurde von vielen geschätzt.
Im Jahr 1931 feierte man das 100-jährige
Bestehen der jüdischen Gemeinde. Wenige
Jahre später wurde durch die Machtübernahme
der Nationalsozialisten die lange jüdische
Geschichte Eltville für immer beendet. Nach
1933 nahmen die Repressalien gegenüber den
jüdischen Bürgern Eltvilles zu, es kam zu
Boykottaufrufen und zu ersten körperlichen
Übergriffen.
Mit den Novemberpogromen von 1938 wurde
auch die jüdische Synagoge in Eltville
geschändet und verwüstet, jedoch aufgrund der
dichten Bebauung nicht in Brand gesetzt. Wenig
später wurde die jüdische Gemeinde enteignet
und der Bau ging in privates Eigentum über.
Heute wird das Gebäude als privates Wohn-
und Geschäftshaus genutzt. Eine Gedenktafel
an der Fassade erinnert an die Geschichte des
Gebäudes.