Rund um die Große Kirche liegen die Anfänge Emdens. Schon zu Zeiten der Christianisierung soll es hier eine erste Kapelle bzw. Kirche gegeben haben. Die ältesten archäologischen Spuren einer Holzkirche stammen aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Um 1200 wurde der Kirchenbau deutlich vergrößert. Weitere Aus- und Umbauten in den darauffolgenden etwa 300 Jahren ließen die Kirche zu einer der größten in Ostfriesland werden – nicht umsonst heißt sie „Große Kirche“. Ab etwa 1520 begann hier die Reformation in Ostfriesland. Graf Edzard I. (*1462, †1528) rief den Reformator Georg Aportanus (*um 1495, †1530) nach Emden, damit dieser nicht nur seine Söhne unterrichtete, sondern auch die Reformation in Emden und Ostfriesland vorantrieb. Außerdem predigten zahlreiche weitere Reformatoren in der Kirche und stärkten damit den reformatorischen Gedanken. Unter ihnen war auch Melchior Hofmann (*um 1495, †1543), der in einem Vorraum der Kirche etwa 300 Menschen taufte und damit den Beginn der Täuferbewegung in Nordwestdeutschland und den Niederlanden initiierte. Aus der Täuferbewegung entstand die evangelische Freikirche der Mennoniten. Später wurde die Große Kirche der Ausgangsort der Emder Revolution von 1595.Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Große Kirche schwer beschädigt und brannte völlig aus. Nach dem Krieg entschied man sich, die Mauerreste als Ruine zu belassen und als Gedenkort zu nutzen. Damit die Gemeinde dennoch eine Kirche hatte, wurde 1948/1949 die Schweizer Kirche auf Teilen des ehemaligen Grundrisses der Großen Kirche errichtet. Eine Rekonstruktion der früheren Kirche wurde damit unmöglich. Der Name Schweizer Kirche rührt daher, dass reformierte Kirchen in der Schweiz Spenden für den Bau sammelten. Die Kirche entstand zu großen Teilen in Modulbauweise. Dies bedeutet, dass die vorgefertigten Wände für die Kirche in fünf Eisenbahnwaggons angeliefert wurden. Dies sparte Zeit und Geld. Das Dach und der Altarraum wurden in leicht abgewandelter Form vor Ort errichtet. Hierfür nutzte man Steine der Ruine.Der übrige Teil der Großen Kirche war bis 1992 eine Ruine und Erinnerungsort. Dann entschied man sich dafür, Teile der Ruine zu sanieren und bis 1995 das Gebäude der Johannes a Lasco Bibliothek zu errichten. Es ist eine außer-universitäre, öffentliche und für jedermann zugängliche geisteswissenschaftlich und theologisch ausgerichtete Spezialbibliothek. In der Bibliothek sind Teile der Ausstattung der großen Kirche erhalten, unter anderem das prächtige Grabmal Enno II. (*1505, †1540). Die Spuren der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurden bei der Sanierung bewusst belassen, um an die Geschichte zu erinnern.Überaus sehenswert und bedeutsam ist zudem das „Schepken Christi“ (übersetzte das „Schiff Christi“) über dem alten Portal der Kirche. Es erinnert an die Bedeutung der Großen Kirche während der Reformation und ist bis heute das offizielle Siegel der reformierten Kirche.
früherer Grundriss der Großen Kirche auf heutigem StadtplanGrundriss vereinfacht, in Anlehnung an: Architekt Visser [1861]