Pelzerhäuser
Die beiden Häuser „Pelzerstraße 11/12“ bilden
das Gebäudeensemble „Pelzerhäuser“. Das
Haus mit der Nummer 11 wurde um 1909
abgebrochen und originalgetreu
wiederaufgebaut, während das Haus mit der
Nummer 12 im Jahr 1983 durch einen Neubau
mit historischer Fassade ersetzt wurde. Damit
stammt das Aussehen der Fassaden zwar aus
dem 16. Jahrhundert, die Bausubstanz ist
jedoch deutlich jüngeren Datums. Dennoch
bekommt man bei den beiden Bauten mit ihrem
prächtigen Giebel eine Idee davon, wie Emden
einst ausgesehen hat. Wenige Schritte weiter
(Emsstraße 16) ist zudem ein weiteres Haus
mit einer Fassade aus dem 16. Jahrhundert
erhalten.
Wie der Straßenname schon verrät, lag entlang
der Pelzerstraße das Gerber-, Färber- und
Pelzhändlerviertel. Alle drei Gewerke benötigten
für ihre Arbeit viel fließendes Wasser, daher war
der Standort an der Ems für sie ideal. Im
Mittelalter und der Neuzeit gab es grundsätzlich
drei verschiedene Gerbverfahren:
I. Die Rot- oder Lohgerber stellten aus
Tierhäuten dicke Ledersorten her. Diese wurden
für Sättel, Schuhe, Schuhsohlen oder
Zaumzeug genutzt. Die Tierhaut bearbeitete
man mit Laugen aus gemahlener Eichenrinde.
II. Die Weißgerberei nutzte die Salzgerbung mit
Alaun. Alaun ist ein Salz aus Kalium und
Aluminium. Mit diesem Verfahren konnten sie
aus Kalbs-, Schafs- oder Ziegenhaut dünnere
und damit edlere Lederarten fertigen.
III. Die Sämischgerberei verwendete Fett oder
Tran, um wasserfestes Leder herzustellen.
Die beiden Häuser werden von der damals für
Emden typischen flämischen Architektur
geprägt. Sie wurden im Stil der
niederländischen Renaissance errichtet.
Nimm dir einen Moment Zeit und erkunde die
Fassade der Häuser in der Pelzerstraße.
Die Fassaden der Pelzerhäuser sind reich
geschmückt. Hier kommen die typisch
niederländischen „Specklagen“ aus Sandstein [1]
vor. Die Kreuzstockfenster [2] werden mit Bögen
aus Ziegel- und Sandsteinen abgeschlossen.
Mehrere Maueranker [3] und Pilaster (Säulen, die
nur zum Teil aus der Fassade stehen) [4]
schmücken die Fassade. Mehrere Gesimse [5]
geben der Fassade eine Struktur. Die
Stufengiebel werden von schneckenförmigen
Voluten [6] geziert und mit einem großen
Muschelornament [7] abgeschlossen.