Siedlung Herrentor

Das Herrentorviertel ist ein weiteres Stadtviertel, welches in den 1920er Jahren im Stil des Backsteinexpressionismus entstanden ist (vgl. Station 3), wobei die Planungen dieses Viertels bereits vor bzw. während des Ersten Weltkrieges begannen. Auch die Umsetzung und der Bau des Viertels zog sich durch Umplanungen immer wieder hin. Der ursprüngliche Bebauungsplan der Siedlung Herrentor sah ein deutlich größeres Bebauungsgebiet vor. Aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs wurden nur kleine Teile der ursprünglichen Planung umgesetzt. Manche Gebäude wurden entgegen der Entwürfe in vereinfachter Ausführung errichtet, wie beispielsweise die Wohnhäuser in der Königsberger, Danziger und Memeler Straße. Das Herzstück der Siedlung ist die um 1930 errichtete Herrentorschule. Sie gilt als eines der schönsten backsteinexpressionistischen Bauten Emdens und als ein herausragendes Beispiel für einen Schulbau dieser Zeit. Der Architekt war der Emder Stadtbaurat und Senator Reinhold Hassis (*1879, †1953), der die Schule zusammen mit seinem Kollegen Walter Luckau plante und errichtete. Die Schule ist für 24 Klassen ausgelegt, die Klassenräume weisen alle einen ähnlichen Grundriss auf. Auch die angebaute Turnhalle hat sich ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt und ist ein weiteres Meisterwerk des Backsteinexpressionismus. Viele Details des Schulbaus sind bis heute erhalten, wie beispielsweise die Türklinken oder die Mauerfugen in unterschiedlichen Farben, wodurch eine Orientierung im Schulgebäude vereinfacht wird. Ein Uhrturm ist typisch für backstein- expressionistische Schulbauten. Auch die Herrentorschule hat einen solchen Turm. Er bildet den höchsten Punkt des Schulgebäudes und ist um 45° gedreht.
vereinfachte Darstellung des Bebauungsplans östlich der Altstadt [1] von Hermann Jansen aus dem Jahr 1921 mit Mädchen- [2] und Knabenschule [3], Sportplatz [4], Spielplatz [5] und Wiese [6] Abbildung in Anlehnung an: Jansen [1921]
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Die Eingänge sind mit Klinkerfiguren [1] reich verziert. Auch das Fenster über der Tür [2] greift den backsteinexpressionistischen Stil auf. Passend dazu sind auch die Handläufe [3] gestaltet.
Turnhalle der Schule mit den typischen Elementen des Backsteinexpressionismus: Senkrechte, eckige Gliederungselemente [1] und Verzierungen über den Fenstern [2].
Fassadenansicht mit unterschiedlichen Zierelementen. Schmuckformen über den Fenstern [1], Klinkerfries mit Zacken und Bögen [2], Deutsches Band / Zahnfries [3], Klinkerbänder mit Dreiecksfenstern [4] und ein weiteres Zierband (Fries) aus Klinkern [5].
Das Uhrtürmchen der Schule.
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