Ensemble

Schweckendieckplatz

Rund um den Schweckendieckplatz stehen neben mehreren gründerzeitlichen Gebäuden auch Bauten aus der Moderne, unter anderem dem Backsteinexpressionismus. Manche dieser sind noch stark von den gründerzeitlichen Bauformen geprägt, wie das „Gebäude Schweckendiekplatz 1“ (oben im Bild). Es ist ein Werk des bekannten deutschen Architekten Fritz Höger. Bis heute prägen die Architektur und die Bauten von Fritz Höger zahlreiche Städte, vor allem im norddeutschen Raum. Er war ein deutscher Architekt und Baumeister, der besonders für seine expressionistische Backsteinarchitektur bekannt ist. Zu seinem bekanntesten Bauwerken zählt das Chilehaus in Hamburg, eines der Wahrzeichen der Stadt. Neben dem Chilehaus entwarf Höger auch zahlreiche Kirchen, Wohnhäuser und Bürogebäude. Höger war Mitglied der Hamburgischen Sezession, einer Künstler- vereinigung und beeinflusste die moderne Architektur in Deutschland maßgeblich. Fritz Höger war jedoch nicht nur ein bedeutender Architekt, sondern auch ein überzeugter Nationalsozialist, der die völkischen, nationalistischen, antisemitischen und rassistischen Ideen des NS-Regimes unterstützte und begeistert mittrug. Auch wenn er und seine Architektur von den Nationalsozialisten schon vor 1933 verschmäht wurde, versuchte Höger es immer wieder, Staatsarchitekt der Nationalsozialisten zu werden. Früh trat er der NSDAP bei und agierte sehr opportunistisch. Seinen langjährigen und verdienten Mitarbeiter Ossip (Joseph) Klarwein (*1893, †1970) entließ Höger schon bald nach 1933, als Klarwein vom NS-Regime als „Halbjude“ eingestuft wurde. Dies ist ein Beispiel für die antisemitische Haltung Högers. Ausgerechnet die Nationalsozialisten, dessen Ideale Höger so verehrte, zerstörten seine Karriere und er litt unter Auftragsmangel. Höger hat sich nie direkt an den Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligt, noch hieß er sie gut, er ignorierte sie jedoch konsequent 1 .

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Großbötling (2022), S. 53